Die Route

Joern:

Gedanken zur Wegefindung

Ich bin ehrlich, der ursprüngliche Plan war tatsächlich bis in die Mongolei zu fahren. Somit wäre die Frage “ Roadtrip mit Baby – bescheuert ?“ eventuell tatsächlich mit „ja“ zu beantworten gewesen. Leider wäre das schlicht und einfach in der Kürze der Zeit, wir planen mit knapp vier Monaten, zu viel und zu weite Fahrerei gewesen. Es gäbe einfach zu wenig Zeit an den wunderschönen Orten unterwegs und mit einem überforderten Baby dann wohl auch Stress – und den wollen wir ja gar nicht einpacken.

Es musste also kürzer werden (max 12000 Km) und gerne genauso schön. Langwierige Gedankenspiele über Routen die uns über Polen, die baltischen Staaten, Finland und Karelien über St. Petersburg entlang der Wolga nach Georgien führten wurden wieder beerdigt – leider. Aber Dir Russen machen es einem mittlerweile schwer und vor allem aber teuer individuell durchs Land zu Reisen. Visakosten und Registrierung verschlingen viel Zeit und Geld – schade! Das Resultat ist schließlich die geplante Strecke hier in Bild und Worten:

Freising – Parkstein – Dresden – Zabrze(Krakau) – Lemberg – Kamjanets Podilski – Sighisoara – Brasov – Donaudelta – Odessa – Schwarzes Meer – Batumi – Tbilisi – Yerevan – Baku -Tbilisi – Samsun – Bodrum – Athen – Tirana – Pula – Freising

LEOriental Route

LEOriental Route

Was mich antreibt:

Mein Freundeskreis wird sicher nur müde lächeln, wenn man die Route und das Ziel erfährt – denn ja ich fahre viel und gerne Richtung Osten und würde eher überhapt nicht gerne in die USA oder in die Toskana (auch toll). Die reichlichen  Gründe sind relativ einfach zu nennen:

  • Tolle Gastfreundschaft – man wird intererssiert als „Reisender“ wahrgenommen, nicht als Tourist, den man idealerweise Geld aus der Tasche zieht. Die Leute sind wirklich noch an einem interessiert, offen, freundlich, hilfsbereit. Alles Attribute die man im „Westen“ zwar nich vergeblich sucht, die aber auch nicht selbstverständlich sind. Dort wo die Massen sind ist der Osten – gar keine Frage – auch verdorben

 

  • Wunderschöne Landschaften: Klar die ganze Welt ist schön, sogar der Ruhrpott (wenn man weiß wo), aber die landschaftliche Schönheit Ost-Europas ist allgemein wirklich komplett unterschätzt. Beginnend mit den schönen schlesischen Städten Krakau und Breslau werden wir die galizischen Städte Lemberg und Kmajanetzs Podilski sehen. Das liebliche und bäuerliche Siebenbürgen und das Donaudelta in Rumänien. Weiter geht es in die tolle Hafenmetropole Odessa, bevor wir in das schönste Land der Welt kommen: Georgien. Hinauf in das herbe armenische Hochland über Georgien nach Aserbaidschan und in die alte Ölstadt Baku. Dort an die Greze zu Dagestan in die Berge. Der Rückweg Richtung Heimat beginnt hier: Aktuell ist der Plan (noch) über die Türkei zu fahren. Wir werden sehen, was die Weltpolitik und der Sultan vom Bosporus bis dahin für neue Einfälle haben… denn eigentlich wollten wir zwei Wochen lang an der lykischen Küste die Beine langmachen und den Herbst geniessen, der dort ja noch sehr warm ist. Gegen Ende Oktober geht es dann gemächlich aber sicher über Griechenland und den Balkan heimwärts.

    Ushba von Ushguli aus

 

  • Kein oder wenig Tourismus: Ja ich bin so einer von denen, ich verabscheue den Massentourismus, gehe ihm aus dem Wege wo es nur geht. Ich rümpfe gelegentlich die Nase über den Pauschalurlauber, jedoch nicht weil ich ein ach so toller Individualist bin, sondern einfach weil mir viele Menschen und die negativen Auswirkungen auf den Zeiger gehen. Und ja, ich bin mir bewusst, dass ich durch meine Art des Reisens Türen aufstosse die eventuell besser geschlossen blieben, „Geheimtips“ ausposaune und so die letzen Flecken Gefahr laufen auch noch überrannt zu werden. Jeder hat das Recht zu reisen und die Welt zu entdecken – aber ich bin froh, dass es die Costa Brava und Jesoslo gibt und danke den Gastgebenden!!! Ich lasse sehr viel weniger Geld in den Ländern als der gewönliche Touri, aber es landet wenigstens bei den Leuten die dort leben… ich rede, lebe, koche, esse mit den Menschen dort. Ich werde eingeladen und lade ein, mir wird gegeben und ich versuche zu geben. Das ist manchmal gar nicht so einfach, denn die Leute sind sehr stolz. Natürlich gibt es dort auch Touristen und Reisende, das letzte Mal dass ich in einer Gegend war ohne Touristen aus dem Westen zu treffen war 2004 im Altai. Diese die man dann aber trifft, sind meist von einem anderen Holz geschnitzt, ebenso interessiert an Meschen und Lanschaften und reisen leise und unaufällig und immer wieder schliesst man sich für ein paar Tage zusammen und teilt die Zeit, Geschichten und Essen.

Besondere Länder und Landschaften:

  • Georgien: Sieben (schätze ich) Vegetaionszonen auf der Größe Bayerns, von den 5000ern im hohen Kaukasus über die grünen Almen des kleine Kaukasus, das subtropische tee- und plamenbegrünte Batumi am schwarzen Meer. Die milde Weingegend Kakhetiens, das pulsierende, wunderschön heruntergekommene Tbilisi, die Steppen des Ostens mit den Höhlenklostern und die westliche Hochebene and der türkisch-armenischen Grenze (hier sieht es wohl am ehesten nach Mongolei aus) – man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Essen, Geschichte, Kultur sind ein Spiegel vieler Jahrhunderte unter den wechselnden Einflüsssen von Ottomanen, Persern, Russen, Griechen etc. In Tbilisi steht die Synagoge unweit der georgisch-orthodoxen Kirche in direkter Nachbarschaft der persichen Moschee und der evangelischen Kirche – ein tolles Bild für dieses Land. Kleine und Kleinstvölker im Kaukasus (Tuscheten, Khevsuren, Abchasen, Osseten, etc) leben teilweise noch wie vor Jahrhunderten pflegen ihre Bräuche und Sprachen – und leider ist der Kaukasus daher auch ein potentielles Pulverfass. Ganz klar, Georgien ist für mich das Highlight der Reise und wir es auch auf lange Zeit ganz oben auf meinem Menüplan stehen.
Auf dem Weg zum Kazbek

Auf dem Weg zum Kazbek

Kazbek 2015

Kazbek 2014

  • Armenien: Ich war zwei Mal in Armenien und besonders die zweite Reise hat mich völlig aus den Socken gehauen. Ich war nur für zehn Tage aus Qatar dort um eine wenig zu wandern und offroad zu fahren. Mit meinem Lada Niva gabelte ich dann noch meine wunderbaren Zufallsbegleiter Molly und Tobias auf, mit denen ich zehn Tage in einem Land verbrachte das sich tief in meine Gefühlswelt einegraben hat.
    Armenien ist landschaftlich herb und karg und so sind die Menschgen – auf den ersten Blick. Aber hinter der Fassade verbirgt sich das gastfreundlichste und herzlichste Volk dasss  ich kenne. Die Menschen sind wirklich sehr arm, leben unglaublich einfach und sehr nah an, und mit der Natur. Aber was sie haben möchten Sie mit einem teilen. Das geht bis ins Unangenheme, wenn man in einem windschiefen Haus in einem fast verlassenen Gebirgsdorf sitzt mit vier Generationen im einzigen beheitzten Raum des Hauses und die Gastgeber alles was sie haben auf dem Tisch auffahren – inlusive Vodka natürlich. Immer iweder haben wir Einladungen ausgeschlagen, da wir sonst pro Tag 5-10 Male auf Tee und Essen eingeladen worden wären. Das Licht, die Landschaft und die Menschen, das Ganze fügt sich zu einem Bild das sich als tiefe und positiv-melancholische Grundstimmung über einen legt und einen durch Armien begleitet. Yerevan ist nicht so aufregend – Armenien, das ist das Land und die Menschen!

    Armenische "Dorfmafia" die uns später einladen wird :-)

    Armenische „Dorfmafia“ die uns später einladen wird 🙂

    Lehrerfamilie und Gastgeber in Hors

    Lehrerfamilie und Gastgeber in Hors

 

  • Berge: Ich liebe die Berge, bin dort aufgewachsen, brauche sie mehr als das Meer: Schon in Rumänien sind diese of unberührt, frei oder freier von den schwerwiegenden Einnflüssen der Tourimusindustrie (ja ich bin auch Tourist, ok…versuche aber meinen Fussabdruck so klein wir möglich zu halten). Auf dieser Reise gibt es Berge von Anfang bis Ende – ein Traum. Hier die wichtigsten Gebirge: Erzgebirge (für Robert!), Karpaten (Polen, Ukraine,Rumänien) hoher Kaukasus (Georgien), kleiner Kaukasus (Georgien, Armenien, Aserbaidschan) Khachkar (Türkei), Taurusgebirge (Türkei), Lefka Ori (Griechenland), Dinarisches Gebirge (Albanien, Montenegro, Serbien, Kroatien) und zum Schluß die schönen Alpen. Bergschuhe und Ausrüstung kommen natürlich mit, sowie die passende Trage für Leo.

 

  • Sicherheit:

Mit Kind spielt dieser Faktor sicher eine sehr große Rolle. Die Zeiten der 90er Jahre mit geschwürartiger Bandenkriminalität und schlimmer Korruption sind definitiv vorbei. Nicht dasss es das nicht mehr gibt, aber viel weniger und es hat sich (bis auf die Korruptiuon) sowieso nie der Reisende im Fokus befunden. So kann man sagen, dass das EU-Osteurpoa sehr sicher ist, fast schon lagweilig. Interssanter wird es sicher in der Ukraine ein Land faktisch im Kriegszustand. Wir reisen nur durch den Westen, der durch die Rezession und den Krieg leider sehr verarmt ist, wir ich letztes Jahr in den Karpaten feststellen musste. Vom Krieg ist dieser Landstrich direkt verschont geblieben, aber Armut und auch krumme Ideologien machen es schon notwendig, dass man wachsam ist und mit gesundem Menschenverstand handelt. Uns versicherten die jungen Leute letztes Jahr vor Ort, dass dieser Krieg „der dümmste Krieg aller Zeitem sei“ und dass sie „niemals daran teilnehmen würden“. Sie fühlten sich als junge Europäer wie wir und wollten einfach nur ein vernünftiges friedliches Leben führen. Wie immer öfter leider….Geopolitik und die Folgen zum Anfassen und zum Kotzen. Georgien, Armenien und Azerbaidschan sind sicher solange man sich von den Konfliktregionen, derer es leider reichlich gibt (Ossetien, Abchsien, berg-Karabach), fernhält. Ich bin sogar der Meinung, dass z.B. Armenier mein Leben mit dem Ihren verteidigen würden. Sicherheit ist also sicher nicht „kein Thema“ aber mein „Risk Asessment“ hat grünes Licht ergeben wenn man ein paar Grundsätze beachtet.

Sonderfall Türkei: Meine Türkischen Kollegen und freunde möchten es entschuldigen, aber ich traue der Türkei momentan nicht so ganz über den Weg