Stufe 10 3482-4780 Km Griechenland Chalkidiki, Pelion, Peloponnes

Wir sind schon seit zwei Wochen in Griechenland, so ist es wirklich höchste Zeit für ein  Update. Die Tatsache, dass wir nicht viel geschrieben haben, ist wohl auch dem Umstand geschuldet, dass wir nun einen anderen Reisemodus gefunden haben. Unsere Aufenthalte an einem Ort sind deutlich länger geworden und die Reise ist momentan ins Urlauben und Relaxen gekippt. Mit einer Ausnahme – dies waren unsere drei Tage in Athen – hierzu später.

Nach der Überquerung der kleinen Grenze bei Slatograd, mitten in den Rhodopen, kommt erst mal ziemlich lange keine Zivilisation, außer vielenTabakfeldern und einzelnen kleinen Dörfern. Die Menschen kleiden sich und sehen exakt so aus, wie auf der bulgarischen Seite. Es ist eine muslimische Minderheit, die hier lebt: die Pomaken. Und es ist umstritten, ob es sich nun um muslimische Slaven, ursprüngliche Osmanen oder Hellenen handelt. Jedenfalls sieht man eine ganze Zeit lang viele Moscheen und Frauen mit Kopftüchern auf Mopeds. Das ist etwas, was wir in Griechenland in der Form gar nicht erwartet hatten.

Unser Ziel ist der „mittlere Finger“ der Chalkidiki-Halbinsel, da dieser angeblich nicht so touristisch ist. Und tatsächlich: Auf dem kleinen Campingplatz Akti Oneirou geht es ziemlich entspannt zu. Die Gäste setzen sich zusammen aus 50 Prozent Rumänen und Bulgaren. Die anderen 50 Prozent sind ziemlich feierselige, dauercampende Griechen, die uns sofort auf Bier und Grillerei einladen wollen. Übriges: Vor zehn Uhr morgens, das stellten wir in den Folgetagen fest, sieht man hier keinen Menschen auf den Beinen. Strand und Wasser sind traumhaft und so bleiben wir vier Nächte und machen….nichts. Nein, das stimmt nicht ganz – Leo kann jetzt sitzen und hat dabei eine ganz neue Perspektive und eine Menge Spaß.

Unserse kleine Bucht Akti Oneirou auf Chalkidiki – der Berg Athos hinten im Nebel

Die Familie und der Held der Reise im Hintergrund – kein klein bisschen Ärger bisher mit dem Auto !

Auf der Weiterfahrt in Richtung der Pelion-Halbinsel bei Volos mache ich erstmals Bekanntschaft mit dem unverschämten System der griechischen Autobahngebühren. Diese sind total fair, wenn, ja wenn das Auto niedriger als 2,20 Meter ist. Das Gewicht (welches ja eigentlich ausschlaggebend ist für die Abnutzung) interessiert nicht. Gurkensalat ist 2,70 Meter hoch und so zahlen wir so viel wie ein ausgewachsener Reisebus! Für 200 Kilometer gehen so knapp 30 Euro drauf, da reicht es mir und ich wechsele auf die stille und ordentliche Landstraße.

Die Pelion-Halbinsel ist ein klassischer mediterraner Traum. Hohe Berge im Hinterland mit tollen Wandermöglichkeiten auf uralten, gepflasterten Versorgungswegen, quasi Eselspfaden, die die ganze Halbinsel durchziehen. Romantische Bergdörfer kleben an den Hängen, wie auch die „Gleise“ einer kleinen, alten Schmalspurbahn oberhalb des Meeres. Mit der Pelion Bahn fahren wir dann auch eines schönen Tages, um dann wieder ins Tal zu wandern. Die Strände auf der Lagunenseite sind ideal für Kinder, flach, kaum Brandung. Unser Campingplatz in Kala Nera ist allerdings relativ fest in deutscher Hand. Dennoch – richtig heftig touristisch ist es hier auch nicht. Wir bleiben sechs Tage zum Baden, Wandern, Erleben.

Pelion-Halbinsel: Malerisch schön, Griechenland wie im Bilderbuch.

Unsere Fahrt mit der Pelion Eisenbahn

Blick aufs Meer aus der Eisenbahn

Nicht schwindelerregend aber schön – die Fahrt mit der Pelion Bahn

Leos aktuelle Entwicklung ist auch Gelegenheit, mal wieder auf das eigentliche Sujet dieses Blog, nämlich das Reisen mit Baby zurück zu kommen und auf die Frage, ob das überhaupt gut für das Kind sei. Seit Kala Nera robbt Leo, was das Zeug hält. Er hat jetzt einen gewaltigen Sprung gemacht. Seitdem er sitzen kann, spielt er öfter längere Zeit im Sitzen mit seinen Siebensachen und ist richtig aktiv – sprachlich, körperlich und auch im Austausch mit uns. Seit ein paar Tagen imitiert er uns, wenn wir ihm etwas vormachen, es ist eine herrliche Zeit mit ihm.

Wir sind dann weiter nach Athen, dieser Stadt jedoch möchte ich ein eigenes Kapitel widmen, denn das ist sie wert.

Seit gestern sind wir nun auf der Ostseite des Peloponnes, auf einem extrem entspannten Campingplatz im Klettereldorado Leonidio, was mir gar nicht bekannt war. Aber die vielen Felsen um uns herum sagen eigentlich alles. Die Ostseite der Halbinsel scheint noch vergleichsweise ruhig zu sein. Die wunderschöne Küstenstrasse von Norden in Richtung Monemvasia wird nur vereinzelt durch kleine Ortschaften unterbrochen. Offenbar ist es den Leuten zu abgelegen hier. Die schönen wilden Strände sind oft menschenleer.

Unser Strand in Plaka/Leonidio

Liegt es an den Kletterern oder an den Griechen hier? Dieser Platz, also Camping Semeli hat uns sofort willkommen geheißen mit seiner völlig entspannten Atmosphäre ausgehend vom Besitzer bis zu den Gästen. Hier ist offenbar auch der Hotpsot für langzeitreisende Elternzeitler. Denn wir treffen zwei weitere Paare mit ihren Kindern. Die einen sind in einem T3 mit Aufstelldach 2 Monate unterwegs durch Hellas, die anderen schon zum zweiten Male mit dem zweiten Kind für einen Monat in Griechenland. Erst hat mich das gewundert, aber eigentlich ist Griechenland als Elternzeit-Destination mit Camper nur logisch. Man will außerhalb der Saison fahren, um Geld zu sparen und es soll natürlich noch warm sein – da kommt eigentlich, wenn es nicht zu exotisch sein soll, nur Griechenland in Frage oder Spanien. Jedoch ist die Anreise nach Griechenland auch unvergleichlich viel relaxter durch die Fähre als die 2300 Kilometer bis nach Andalusien auf der Autobahn.

Die Bucht bei Leonidio

Im einsamen Hochland des Peloponnes

Karst und mediterraner Bewuchs im Hochland

Noch ein paar praktische Tips:

Wer die hohe Autobahngebühr scheut: Wir haben die Gebirgspassagen auf der Autobahn gemacht und sind im Flachland die oft parallel oder sonstwie günstig verlaufende Landstraße gefahren. Die Landstrassen sind nicht wirklich voll, man kommt gut voran und spart eine Menge Geld. Nebenbei sieht man natürlich mehr von Land und Leuten

Die Dieselpreise in Griechenland unterliegen einer extremen Bandbreite. Aktuell zwischen ca. 1,11€ und 1,35€ – wobei die Tankstellen manchmal nur ein paar hundert Meter auseinander liegen. Die günstigen Tankstellen sind aber rar. Es gibt die hilfreiche App fuelGR zum Auffinden billiger Tankstellen, welche ich mir runtergeladen, und daher schon viel Geld gespart habe.

Einkaufen: Es ist wirklich schwierig. Die Preise in griechischen Supermärkten sind wirklich derart spürbar höher als bei uns, dass man jedes Mal geschockt ist, wenn man für den fast leeren Einkaufswagen knapp 50€ hinblättert – für Grundnahrungsmittel! So landet man zwangläufig irgendwann beim deutschen Discounter Lidl. Der ist auch nicht billig, aber günstiger. Allein das Problem ist, dass ca. 50 Prozent der Waren aus Deutschland kommen und das gute Geld der Griechen so wieder nach Deutschland abfließt. So werden die ihre Schulden nie los! Es muss jeder selber wissen, wo er einkauft und natürlich will man die heimische Wirtschaft unterstützen, aber die Preise sind einfach heftig…

 

Zum Abschluss noch ein kurzer Exkurs zu griechischen Wörtern im deutschen Sprachgebrauch: Wenn man so durch Griechenland fährt, entdeckt man ständig Ortsnamen, Begriffe oder Wörter, die uns täglich in Deutschland begegnen. Ja, natürlich war und ist uns klar, dass wir uns von den Griechen und den „Lateinern“ so vieles abgeschaut haben, aber wenn man das hier dann „live“ sieht, dann ist man an dieser Tatsache so nah dran. Einfach mitten drin. Hier eine Liste unserer linguistischen Begegnungen:

In Korinth dachten wir an die, die diese kack…

In Sparta kamen uns entsprechende Wohnverhältnisse in den Sinn,

in Lakonien die Bemerkungen.

In der Nähe von Delfi setzten wir uns mit dem Orakeln auseinander – und somit auch mit Ödipus und Krösus, denen berühmte Orakelsprüche galten.

Autobahnausfahrten und Ausgänge heissen „Exodus“.

Es wird Zeit, dass wir mal auf die Sporaden schauen…

Agrar ist oft auf Lebensmitteln zu lesen…

To be continued;-)

 

Stufe 9 3092-3482 Km Bulgarien der Rest: Veliko Tarnovo, Tryavna, Zlatograd

Unsere letzte Nacht in Bulgarien erwartet uns. Morgen geht es weiter nach Griechenland. Zeit, ein Fazit über Bulgarien zu ziehen. Landschaftlich betrachtet ist das Land sehr vielseitig: Es gibt viele Berge, das Schwarze Meer, steppenartige Landschaften, herrliche Laubwälder und im Süden wird es dann sehr mediterran. Auch einige Städte sind sehr sehenswert, wenn auch hier der sozialististische Langzeitherrscher Todor Schivkov sein Bestes gegeben hat, diese generalstabsmässig umzubauen.

So ist zum Beispiel die von uns besuchte Stadt Veliko Tarnovo, eine frühere Hauptstadt Bulagriens, sicher einen Besuch für ein, zwei Tage wert. Mit ihren Häusern aus der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt (vgl. Renaissance im westlichen Europa) und einem Straßenzug, in dem alte Handwerkskunst lebendig ist. Auch die imposante Burganlage lädt zu einem Besuch ein, der sich lohnt.

Veliko Tarnovo

Veliko Tarnovo – Die Burganlage

Auf dem Weg zur Burg

Veliko Tarnovo – Die Altstadt

Ulitsa(Strasse) Prolet – bei uns wäre das die Fühlingsstaße.

Ebenso gefallen hat uns Tryavna am Nordrand des Balkangebirges – auch hier haben traditionelle Häuser aus der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt überlebt.

Sehr schön: geschlossener Stadtkern – Tryanva

Stadtplatz Tryavna

Sokolski Kloster bei Tryavna

Diese Stadt eignet sich auch gut als Ausgangspunkt für Ausflüge – zum Beispiel in das Freilichtmuseum Etar, wo alte Mühlen und Webereien noch genauso funktioniern wie früher. Dieses Freilichtmuseum gehört definitiv zu den Highlights einer Bulgarienreise.

Freilichtmuseum Etar

Freilichtmuseum Etar

Wie ein Schildkrötenpanzer und typisch für die Region – Dachschindeln aus großen Steinplatten. Ich frage mich, wie das statisch funktioniert…

Alte Mühlentechnik – alles fuktioniert, das ist echt spannend

Etar

Jörn hat sich schon ewig darauf gefreut, hat der doch einen Narren gefressen an den seltsamen Auswüchsen sozialistischer Erinnerungskultur: Das Buzludzha-Monument (oder: Busludscha), auch bekannt als das bulgarische UFO. Auf den Betrachter wirkt es schon von weitem mindestens skurill, wenn nicht befremdlich und fast schon dystopisch. Ein Bauwerk wie eine Fata-Morgana, so weit oben auf dem Gipfel des Balkan-Berges Chadschi Dimitar auf etwa 1400m. Eine Untertasse in der Schule des Brutalismus, die verfällt und immer mehr zur Ruine wird, mitten in der Natur. Wie seltsam für uns, die meist nur Gipfelkreuze und Skilifte auf den Gipfeln in der Heimat kennen.

Annäherung an einen unwirklichen Ort

Buzludzha „Prunktreppe“

Buzludzha – Vor dem verschlossenen Eingang

So sah es 1981 bei der Fertigstellung im Inneren aus

Das Denkmal wurde zu Ehren der sozialistischen Bewegung Bulgariens gebaut und ist das größte ideologisch motivierte Denkmal des Landes. Angeblich konnte man den rot erlechteten Stern aus Rubinglas im Turm  von der Donau bis zu den Rhodopen sehen – der Berg ist ziemlich genau in der Mitte des Landes. Der Bau des Monstrums hat damals ein Vermögen gekostet. Das Geld hätte man meiner Meinung nach, bestimmt auch besser anlegen können. Zu diesem Stück sozialistischer Architektur gibt es inzwischen ganze Foren in Internet. Nicht zuletzt deshalb, weil das Gebäude seit 1989 vor sich hin rottet und in einen immer schlechteren Zustand verfällt.

Buzludzha – Überall Grafitti

Im Herzen des Ufo – Zerstörung und sterbende Mosaike

Im Herzen des Ufo – Zerstörung und sterbende Mosaike

Die Helden der Revolution – der Ort ist so schräg, dass man nur noch staunt

Links war Todor Shivkov, der wurde noch nach der Wende entfernt

Mit dem System zerfielen auch seine Ruhmessymbole….Der Eintritt ist eigentlich wegen drohender Einsturzgefahr verboten. Jörn musste natürlich trotzdem reinklettern und Fotos machen. Aber genau dieser Umstand verlieht diesem Ort eine Aura des Verbotenen und macht es dadurch für viele noch attraktiver. Wer mutig ist und das Risiko liebt, wird weiterhin versuchen reinzukommen, um das, was vom Reichtum der Innenausstattung übrig blieb, zu bestaunen: Marmorböden, aufwendige Mosaiken und sozialistischen Schnickschnack. Irgendjemand mauert bzw. betoniert die Zugänge immer wieder zu. Aber wer rein will, findet immer einen Weg. An diesem Ort jedenfalls haben wir bisher die meisten ausländischen Touristen getroffen.

Proletarier aller Länder vereinigt Euch ! Der Dom der Untertasse

Weniger ausländische Touristen hingegen trafen wir in Zlatograd – einer kleinen Stadt an der Grenze zur Griechenland. Nun, diese Stadt, die auch ein paar schmucke Wiedergeburts-Häuser aufweist, muss man eigentlich nicht gesehen haben. Die Landschaft drumherum, die Rhodopen, ist allerdings wunderschön. Irgendwie gar nicht mehr europäisch… Hinzu kommt, dass in dieser Gegend viele Türken wohnen. Ein ganz anderes Stück Bulgarien eben. Für uns zwei letzte Tage in friedlicher bulgarischer Natur, mit leckerem Essen zu unschlagbaren Preisen

Zlatograd in den Rhodopen, umgeben von toller Natur

Was Bulgarien sonst noch als Reiseland ausmacht? Das Land ist noch relativ günstig zu bereisen – zumindest für Touristen aus Deutschland. Übernachtungen, Restaurantbesuche sind preiswert. Die Supermarktpreise und die sonstigen Lebenshaltungskosten sind allerdings so hoch wie bei uns. Immer wieder haben wir uns gefragt, wie die Einheimischen das Leben meistern, mit ihren Durschnittseinkommen von 400 Euro im Monat. Eine Antwort haben wir nicht gefunden…Das der Alltag aber eben nicht so rosig ist, haben uns die vielen verlassenen Dörfer gezeigt: Hunderttausende von Bulgaren haben ihre Heimat verlassen, um in den westlichen EU-Ländern besser bezahlte Arbeit zu finden. Eine Bulgare sagte, dass dies die eigentliche Tragödie des Landes ist: Die Flucht und das Streben ganzer Dörfer und halber Städte. Manchmal hinterlässt diese Entwicklung einen herben Beigeschmack auf unserer Reise durch dieses Land. Ebenso sind die sonst auch sehr freundlichen Bulgaren ausgerechnet im Tourismusgeschäft zum Teil kühl, manchmal auch einfach schlicht unfreundlich. Bei Menschen, die einen Großteil ihres Lebens in der Dienstleistungswüste des Sozialismus (oder dem, was er hier sein sollte) verbracht haben, könen wir das ja noch verstehen. Aber müssen diese Menschen dann an der Rezeption eines Hotels sitzen? Noch einmal – Bulgarien hätte viel, sehr viel Potential, aber was daraus gemacht wird, ist leider teilwiese völlig unzureichend oder auch völlig planlos. Die Leute scheinen dies zu spüren – latente Resignation ist immer wieder wahrnehmbar…

Grotesk: Fast zeitgleich, als wir das mit der Bevölkrungsabnahme mitbekommen, erfahren wir auch, dass immer mehr deutsche Senioren, die von ihrer Rente in Deutschland mehr schlecht als recht überleben, neuerdings in Bulgarien ihren Lebensabend verbringen. Ist nicht ganz so weit wie Thailand und der Kulturkreis nicht ganz so fremd… Nun ja, die einen gehen, die anderen kommen – mal schauen, wie sich das weiter entwickelt.

 

Stufe 7 2582-2771Km Chilia Veche, Donaudelta, Vadu

Es war sehr heiß die letzten Tage. 35 – 40 Grad. Wir meckern aber nicht. Wenn wir es kühler gewollt hätten, hätte uns die Reise nach Norden geführt. Außerdem bieten Shopping Malls eine gute Abkühlug in den Mittagsstunden – hier kann man auch viel über Land und Leute erfahren. Und immer wieder Jörn neue Flipflops kaufen – aber dazu gleich mehr.

Ärgernis Nummer 1: Der Kühlschrank im Ford Transit spinnt ein wenig. Ärgerlich, aber irgendwie wird es schon gehen.

Ärgernis Nummer 2: Die Liste der verlorenen Dinge wird länger. Bisher ist erstens, Leos kleiner Kuschelfisch in Lviv zurück geblieben (liebe Claudia, wenn Du das hier liest: Es tut mir leid, dass ich nicht besser auf ihn aufgepasst hab…) Wir hoffen, dass inzwischen ein ukrainisches Kind darauf rumkaut. Zweitens: Jörns neue Flipflops sind irgendwo im rumänischen Bacau aus dem Auto rausgefallen. Drittens: Die neuen Flipflops, die wir für Jörn gleich nach dem Verlust neu gekauft haben, sind irgenwo zwischen Tulcea und Vadu nochmal aus dem Auto gefallen. Für diejenigen, die Jörn kennen, sei gleich gesagt: Er macht das wirklich gut – wenn Dinge weg sindWinking smile Wenn man natürlich alle paar Tage die Unterkunft wechselt, ist das Risiko einfach sehr hoch, Dinge zu verlieren; Ladekabel, Gedlbeutel oder Pässe liegen zu lassen. Aber im Großen und Ganzen passen wir auf alles sehr gut auf. Mal schauen, wie sich die Liste der verlorenen Dinge so entwickelt …

Ärgernis Nummer 3: Der Sauberkeitszustand des Gurkenasalats (inzwischen allerdings wieder auf Vordermann gebracht). Da wir im Donaudelta auf Sand- und Staubpisten unterwegs waren (manch einen Weg musste Jörn erst mit der Axt frei räumen), hat sich in jeder Ritze des Autos Staub angesammelt. Ach was, eine halbe Staub-Wüste. Es hat uns einen halben Tag gekostet, wieder alles sauber zu machen – vom Geschirrkasten über die Windelvorräte bis hin zu allen Töpfen und unserer kleinen Reisebibliothek.

Freiaxten des Weges nach Chilia Veche

So langsam sind wir drin – im Reisen. Ein paar Nächte in unserem Ford Transit “Gurkensalat” mit etwas weniger Komfort wechseln sich ab mit Nächten in mal einfacheren, mal schickeren Unterkünften. Eine der besten Unterkünfte auf unserer Reise hatten wir im Donaudelta – das Limanul Resort. Es war einfach so traumhaft dort, dass es einen eigenen Beitrag dazu geben müsste, um das zu beschreiben. Aber als kurze Zusammenfassung muss das Folgende genügen: Der Begriff Resort ist ein wenig irreführend, denn letzten Endes betreibt Anca – so heißt die Besitzerin – 12 sehr komfortable Zimmer. Die Anlage ist im regionspezifischen Stil gebaut: Schilfdach, weiß-blaue Gebäude, ein hübscher Garten, das Licht fällt zu den unterschiedlichen Tageszeiten auf eine ganz besondere Art und Weise in die Anlage. Alles fügt sich perfekt in das Dorf Chilia Veche, am nördlichen Donauarm Chilia / Kylia und in die dortige Landschaft ein. Das ganze Ensemble  ist mit sehr viel Liebe (auch zum Detail) eingerichtet worden – angefangen von Lichterkette und Blumenkästen am Spielhaus für Kinder über frische Wiesen- und Gartenblumen auf den Tischen bis hin zu einer alten Schatztruhe, die die Handtücher für den Pool bereit hält.

Chilia Veche und das Limanul Resort – unsere Heimat für wunerbare fünf Tage

Da freut sich einer über ein echtes Bett 🙂

Gekocht wird für alle Gäste mehr oder weniger das Gleiche: Immer Fisch von den Fischern im Dorf, der fangfrisch zubereitet wird. Wer will, bekommt Fleisch. Alles wird genauso gekocht und zubereitet, wie auch in den Küchen des restlichen Dorfes – einfach, und typisch für die Region. Nicht zuletzt besticht die Anlage aber durch die Menschen, die sie betreiben und dort arbeiten. Anca und ihr Team sind herzlich, nett und obwohl die Verständigung nicht mit allen einfach war, haben wir uns immer mit dem Herzen gegenseitig verstanden. Anlagen von diesem Format gibt es (noch) nicht viele in Rumänien. Wer Infrastruktur drumrum erwartet, der wird im Limanul enttäuscht sein. Schon allein die Staubpiste dorthin, ist abenteuerlich und alles andere als angenehm zu fahren – den Staub hat man nach zwei Stunden Fahrt überall: am Körper, im Auto, im Gepäck.  Abgesehen davon fährt man sich hier gerne einen Platten. Wir haben auf den 60 Kilometern vier Fahrer ihren platten Reifen wechseln gesehen. Wer es also gemütlicher mag, nimmt lieber das Boot nach Chilia Veche.

 

Limanul Resort bei Nacht

Die Anlage befindet sich mitten im Dorf – man bekommt mit, wie hart das Leben in diesem nördlichsten Teil des Donaudeltas ist, wohin sich noch nicht so viele Touristen verirren, wie in die anderen Ecken des Deltas und wo auf der anderen Donauseite, die Ukraine beginnt.

Dorfkirche in Chilia

Es ist verrückt: Wenn die Menschen aus Chilia Veche zum Beispiel zu ihren Familien ins ukrainische Kilia auf der anderen Flussseite wollen, können sie nicht einfach den Grenzfluss überqueren. Obwohl sie in Sichtweite leben, muss jeder, der auf die andere Seite will, ca. vier Stunden erst einmal nach Westen bis nach Galati fahren, dort die rumänisch-ukrainische Grenze offiziell (falls man im Bestz eines Visums ist, dies brauchen die Rumänen nämlich) überqueren und dann wieder den ganzen Weg am anderen Flussufer nach Osten zurück legen, um dann auf der gegenüber liegenden Flussseite seine Verwandetn zu besuchen. Es lebe die EU – das muss ich einmal mehr wiederholen!

Grenzpolizei auf dem Fluss. Drüben die Ukraine. Die Grenzer nehmen ihren Job sehr ernst, da hat niemand auch nur eine Minute im Liegestuhl gepennt.

Im Donaudelta haben wir die Zeit einfach genossen und viel relaxt. Natürlich waren wir auch draussen mit dem Boot im Biosphärenreservat, wo wir unter anderem Pelikane gesehen haben. Es war einfach herrlich, sie zu beobachten – die Jumbojets unter den Vögeln. Als Ehefrau eines gelernten Piloten sei mir dieses Wortspiel erlaubt. Jeder Pelikan ist eine Majestät für sich… Ach ja, und Schildkröten haben wir auch gesehen. Ich muss zugeben, ich wusste gar nicht, dass es in Europa welche gibt. Unser Skipper erzählte uns auch, wie die Fischer im Delta leben. Die Infos kamen aus erster Hand, denn der Skipper war in jungen Jahren selbst Fischer im Delta. Diese Ortskenntnis braucht man, wenn man im Delta unterwegs sein will – die Kanäle, Seen und Flüsse blden ein dichtes Labirynth aus dem ich ohne GPS nie herausfinden würde. Leo fand das Bootfahren auch toll, er quiekte vor Freude und beoachtete die Natur außenrum.

Pelikane !

Pelikan Take-off

Vögel ohne Ende…

Kormorane, selten so romantisch gesehen

Einfache Fischerhütten im Delta. Die Männer leben dort richtig dauerhaft

Wir blieben im Delta länger als geplant, weil es uns so gut gefallen hat. Das Privileg von Lagzeitreisenden. Im Limanul Ressort haben wir von einem anderen Gast einen Tipp für unsere nächste Übernachtung bekommen: ein wilder Strand in der Nähe von Vadu. An dieser Stelle will ich es kurz machen: Der Strand wunderschön, aber kein Geheimtipp mehr. Wir standen mit zig anderen Campern da, ohne sanitäre Anlagen, ohne jegliche Infrasruktur. Ist auch nicht verwunderlich: Es gibt fast 20 Millionen Rumänen und nur wenige Hunderte Kilometer Strand. Die meisten Hotels und Unterkünfte am Strand sind daher total überteuert. Im Badeort Mamaia muss man zum Beispiel Eintritt zahlen. Andere Badeorte, die noch aus der sozialistischen Retorte kommen und Venus, Neptun oder Saturn heißen, sind auch nicht besonders romantisch. Es liegt also auf der Hand, dass ein kostenloser wilder Strand campingwillige Menschen in Scharen anlockt.

Adenstimmung in Vadu – wilder Campingstrand

Abend in Vadu

Harte, nein sehr harte Arbeit. Die Ausbeute leider lächerlich

Es war aber dennoch wunderschön, zehn Meter vom Meer zu übernachten, mit den Wellengeräuschen einzuschlafen und aufzuwachen. Am nächsten Morgen gab es zuerst Ärger mit den Fischern (weil viele Zelte und auch wir im Weg standen, denn sie zogen die Boote mit einem Jeep rein und raus und brauchten entsprechend Rangierfläche), dann auch mit dem Naturparkranger, der gleich die Gandarmenrie als Verstärkung mitgebracht hat. Denn eigentlich darf man im Naturreservat nicht campen. Hm, da hätten wir auch selbst auf die Idee kommen können, aber wenn da so viele andere sind, dann… Der Ranger war sehr freundlich und korrekt. Wir räumten auch ganz schnell das Feld. Und brachen auf in Richtung Bulgarien.

Stufe 4 1120-1467Km Lancut, Lwiw. In der Stadt der Löwen

Das Schloss Lancut (auf deutsch tatsächlich Landshut)

Das Badezimmer der Potockis hat es Jörn echt angetan

Schlossgarten

Wir kommen an die polnisch-ukrainische Grenze. Ich habe ein leicht mulmiges Gefühl… So ganz anders als am Vortag, als wir ganz entspannt in die polnische Geschichte im Schloss Łańcut eingetaucht sind. Das kennt man gar nicht mehr so richtig, dass man an der Grenze warten muss. Es lebe die EU! Die Autoschlange bewegt sich nur sehr langsam vorwärts. Dabei haben wir schon einen kleinen Grenzübergang ausgesucht, Budomierz anstatt Korczowa, um lange Wartezeiten an der Grenze zu vermeiden. Endlich. Wir sind dran. Der Grenzbeamte schaut sich unser Auto genau an. Inspiziert Fächer und Stauräume. Die Grenzer sind hier sachlich, professionell, distanziert, aber auf jeden Fall freundlich… Dennoch, das mulmige Gefühl verstärkt sich… Ich erinnere mich an die Grenzübertritte als ich noch ein kleines Mädchen war. Da gab es noch den Eisernen Vorhang; Schäferhunde und Stacheldraht an der Grenze; unüberwindbare Gräben zwischen Ost und West. Danals war noch Oberschlesien in Polen mein Zuhause und der Westen ein Paradies, in dem wir einmal im Jahr die Familie besuchen durften. „Haben Sie Waffen dabei?“ fragt der ukrainische Beamte und da wird mir wieder bewusst, dass wir in ein Land einreisen, das sich genau genommen im Kriegszustand befindet. Andere Ukrainer, die an der Grenze mit uns auf die Einreise warten, zeigen sich sehr interessiert und wollen wissen, wohin wir fahren… Wir kommen ins Gespräch – auf Polnisch, Russisch und mit Händen und Füßen. Am Ende schütteln sie lächelnd den Kopf und fragen, warum wir nicht den Flieger genommen hätten.  Wir bekommen unsere Stempel in die Pässe.

Defintiv im Osten !

Nach nur wenigen Metern auf ukrainischem Boden werden die Strassen mit jedem Meter, den wir zurück legen, schlechter. Man kommt nur im Schneckentempo voran. Strasse kann man das nicht nennen, eine Ansammlug von Schlaglöchern schon eher. Kühe laufen über das, was man hier Fahrbahn nennt. Wir überholen ein Pferdefuhrwerk. Die Dörfer, die wir durchfahren, sind arm. Bunte und gepfegte Gärten vor den einfachen Häusern zeigen jedoch, dass es sich die Menschen schön zu machen versuchen – mit den wenigen Mitteln, die sie haben. Mein mulmiges Gefühl wächst und wächst... Ich hab durchaus vieles mitgemacht: Einfaches Backpacking in Asien, simple Verhältnisse auf Kuba, Übernachtungen im Auto auf Reisen in meiner Studentenzeit – ich bin wirklich alles andere als eine Prinzessin… Aber wenn man Mama ist, ist man irgendwie nicht mehr ganz so mutig und abenteuerlustig wie früher, so geht es mir zumindest. Ich frage mich nun:  Was wollen wir hier soweit im Osten? Warum haben wir unser Kind an diesen Ort gebracht, wo es so viel Armut gibt? Kurz zweifele ich an der Route, an der Sinnhaftigkeit unserer Unternehmung… Kurz sehne ich mich nach malerischen italienischen Dörfern und gepflegten österreichischen Campingplätzen.

Nun, gut, dass Jörn schon mal hier war. Es wird besser, sobald wir in Lviv / Lwow / Lemberg sind, beruhigt er mich. Und, was soll ich sagen: Er hat Recht behalten. In der zweitgrößten ukrainischen Stadt nach Kiew habe ich mich schnell wieder gut gefühlt. Es ist eindeutig eine k.u.k.-Stadt, die einstige pulsierende Metropole an den Handelswegen zwischen Ost und West, Nord und Süd. Fast 600 Jahre lang haben hier verschiedene Völker und Kulturen friedlich zusammen gelebt: Polen, Ukrainer, Russen, Deutsche, Juden, Rumänen und Armenier. Ob das heute genauso möglich wäre? Was für ein Geschenk für eine Stadt, so viele Kulturen zu beherbergen. Die verschiedenen Einflüsse haben aus Lviv eine Kostbakeit gemacht, die die UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt hat. Bemerkenswert: Im Prinzip wurde die gesamte Bevölkerung nach dem 2. Weltkrieg „ausgetauscht“: Vor dem Krieg lebten v.a. Polen und Juden in der Stadt, heute leben hier zu 90 % Ukrainer.

Die Stadt ist nicht herausgeputzt, aber sehr gut in Schuss – und vor allem voller Leben und voller netter Menschen. Viele kleine Lädchen und Cafés laden zum Bummeln ein.

Pralles Leben in den Strassen

Hippiebus. Made in Poland

UNESCO World Heritage Site

Samstags wird auch in der Ukraine fleißig geheiratet. Lviv ist dann voller Brautpaare und dient als Kulisse für Hochzeitsfotos.

Unter ukrainischem Himmel, der sich übrigens symbolisch auch in der Landesfahne findet: Das Gelb steht für die reifen Kornfelder der Ukraine, das Blau für den Himmel.

An jeder Strassenecke in Lviv wird musiziert oder getanzt. Und: Es gibt noch keine Zaras, H&Ms und Starbucks, was wir als sehr erfrischend empfinden. Zugegeben: Die Stadt muss noch einiges tun, damit sich Touristen besser zurecht finden – so braucht es zum Beispiel mehr Beschriftungen in englischer Sprache. Aber die junge Bevölkerung, optisch kaum mehr von der in Berlin, Barcelona oder Budapest zu unterscheiden, spricht hervorragend Englisch – und wenn man fragt, dann kommt man automatisch mit den Leuten ins Gespräch. Wir bleiben hier länger als geplant, weil es so schön ist. Und der Komfort in unserem Hotel Modern Art für 30€ die Nacht inklusive Frühstück sowie das leckere und preiswerte Essen (z.B. traditionell in Puzata Hata tragen ihren Teil dazu bei. Ach ja, eines habe ich noch vergessen: Ich war noch nie in einer Stadt mit so viel Kopfsteinpflaster unterwegs – wenn man einen Buggy schiebt, kann das schon mal nerven. Die ukrainischen Frauen jedoch stören sich offenbar weniger daran: Viele von ihnen sind auf Schwindel erregenden Highheels unterwegs.

Alles andere als blumige Aussichten. Das Leben ist sicher nicht einfach hier. Aber die Sträuße finden viele Abnehmer.

Remont – das bedeuet auf russisch und polnisch einfach, dass etwas nicht funktioniert, ggf. auch mal irgendwann repariert wird. Er reapriert hier seine Fenster

Er beobachtet den Verkehr

Was ist hier los?

Die Allee vor der Oper ist immer voller Leben. Hier tragen auch diese Herren ihre Partien aus. Schach – einach ein Klassiker in der gesamten Ex-Sowjetunion. Die Zuschauer waren derart gespannt dabei, dass es knisterte…

Wohin des Weges die Damen ?

Die waren richtig cool – 2 Saxophonisten und ein Schlagzeuger rocken den Rynok Platz…

… während ein paar Meter weiter, das Setting ehr traditionell ist: Junge Leute spielen ukrainische Volksmusik. Ergreifende slawische Meldodien.

Spaß haben wir echt viel bisher 🙂

Das hätte unser Hotel sein müssen – Hotel LEOpolis !

Tip 4: Lasst Euch nicht zu sehr von der verständlichen Vorausplanung treiben. Ja, auch wir hatten einige für die erste Zeit Übernachtungen im Voraus geplant und gebucht, wie z.B das tolle Hotel hier in Lemberg. Doch spontan haben wir uns entschlossen eine Nacht länger zu bleiben – weil es einfach passt und gefällt. Da sollte immer drin sein.

Internet: Gute Seite über Lviv findet Ihr hier

 

Elternzeit und ein Roadtrip mit Baby–bescheuert?

Ein paar Gedanken zum Reisen mit einem sehr kleinen Kind

Abu Dhabi Public Beach

Abu Dhabi Public Beach

Schon seit dem Zeitpukt an dem wir wussten, dass wir Nachwuchs haben möchten, kam auch der Gedanke ins Spiel, die dann möglich werdende Elternzeit zu sinnvoll und erfüllend zu nutzten. Da es sich hier um einen Reisebericht handelt möchte ich gar nicht über das Für- und wieder der teilwiese auch noch stattlichen alimentierten Elternzeit diskutieren. Es ist jedenfalls toll dass dies ermöglicht wird. Die postiven Effekte sind ja durch den “Babyboom” in Deutschland spürbar. Auch ganz klar ist, wir profieren extrem von den Regelungen zu Elternzeit- und Geld. Und ja, wir machen Urlaub mit Steuergeldern, die wir aber auch schon zusammen seit mindestens drei Jahrzehnten brav einzahlen – fertig.

 

Für mich gab es eigentlich nur zwei Alternativen diese Zeit für uns bestmöglich zu gestalten:

  • Sechs Monate auf einer einsamen Hütte im Gebirge. Nun, ein Traum für mich – kein Handy, keine Computer, kein Konsum….nur Berge, Aga und Leo, wie herrlich. Aber wir sind eine Familie und jeder soll glücklich werden und vielleicht bin auch auch noch zu jung für die Askese. Aga liebt Reisen – wir gehen also Reisen.
  • Roadtrip to anywhere, mindestens 3 Monate, abseits der großen Routen und Touristenströme (Arbeitstitel war mal Mongolei – zu viel Strecke, zu viel Zeit im Auto)

Es ist also der Roadtrip geworden. Fast vier Monate in einem (wenn auch großen) Auto mit Baby. Wie kann das funktionieren? Was ist gut daran, was ist nicht so gut, gibt es Risiken?

Ich bin bereits mit meinen zwei älteren Söhnen, als sie noch klein waren, durch Asien gereist und seitdem weiß ich, kleine Kinder öffen Türen und Herzen. Man wird in Schlagen nach vorne gelassen, die Grenzkontrolle flutscht, der Grenzer lächelt, die Marktfrau schenkt dem Kleinen Hühnerschenkel etc. Es ist also in jedem Fall ein Vorteil ein kleines Kind auf dem Arm zu haben.

Dies ist freilich nur die Sicht des Erwachsenen, aber was ist mit dem Kind? Was meine älteren Söhne anbettriftt…ok, die waren damals schon aus dem Babyalter, haben sie noch Jahre später über die Reise geredet um um baldigste Wiederholgung gebettelt. Kinder passen sich schneller an ihre Umegbung an, haben sehr viel geringere Anprüche (z.B. an Unterkünfte) und sind mit fast immer happy wenn es Wasser, Tiere, Berge, Abwechslung gibt.

Es gibt einige wenige Blogs die sich mit dem Langzeitreisen mit Kindern und Babys befassen, so z.b: http://thefamilywithoutborders.com/our-last-trip-around-the-black-sea-2011-01-15/  Der Tenor ist grundsätzlich “machen” und auch teilweise, dass es mit Babies natürlich einfacher ist, da diese noch viel schlafen, weniger anspruchsvoll sind beim Essen etc. Das Thema war also relativ schnell abgehakt – man kann und darf (und soll ?) mit kleinen Kindern reisen.

Wie steht es mit der Verantwortung der Eltern und den damit einhergehenden Faktoren wie Essen, Hygiene, medizinische Versorgung, langes Sitzen im Auto, Kriminalität, etc?

    • Essen: Aga stillt noch und möchte auch auf der Reise noch stillen – ein Riesenvorteil. Dennoch werden wir langsam mit dem Zufüttern beginnen. Da wir ja eine Küche dabei haben wird also regelmäßg gekocht werden. Die Zutaten gibt es überall östlich von Wien frisch am Strassenrand für wenig Geld und 100% Bio aus Omas Garten. Besser geht es eigentlich nicht. Man hilft der Subsistienzwirtschaft und nebenbei sind die Sachen sehr, sehr lecker. Spätestens in Georgien sogar von einem Geschmacksfülle die ich aus Europa vorher noch gar nicht kannte. Klar, den Brei für Leo muss man Stampfen oder mixen – allen in allem kein Problem also.
Markt bei Natakhtari

Markt in Tbilisi Markt bei Natakhtari

  • Gesundheit: Nun eigentlich gilt das ja für uns alle drei, wir wollen gesund bleiben und diese Reise in vollen Zügen geniessen. Die Grundbedigungen hierfür simd hervorrragend. Wir müssen nicht arbeiten, es wird warm sein, wir können und werden uns gesund ernähren, wir bleiben im Großen und Ganzen Menschenmassen fern – nicht einmal eine erklätungsfördernde Klimaanlage haben wir.  Aber bei dem, was wir vor uns haben,  auch heiß, dann doch manchmal stressig, schmutzig und nicht immer beqeuem sein. Das Essen wird schon in Rumänien ein bisschen exotischer und die hygienischen Bedigungen sind andere als wir es aus Bayern kennen. Was uns Erwachsene anbetrifft, so wird es halt hier und da mal Verdauungsbeschwerden geben, wir werden über die Hitze fluchen und Aga wird ein Waschbedürfnis haben. Aber richtig krank werden werden wir eher nicht. Leo, ja der wird gestillt und während ich diese Zeilen schreibe ist er zum ersten Mal krank in seinem kurzen Leben, trotz Welpenschutz – ich habe ihn angesteckt mit meinem blöden Husten der aus dem Nichts kam. Babies sind meistens kurz aber heftig krank und meistens kann man nicht viel machen ausser Ruhe und Liebe geben. Sollte er also krank werden werden wir einen Gang zurück schalten and Ort und Stelle bleiben und ihn schonen. Zudem habe ich auf meinen vielen Consulting Einsätzen folgendes geleernt: Wo immer auch Du bist es gibt immer eine vernünftige medizinische Versorung (ausser in Krisengebieten) wenn Du in der glücklichen Lage bist bezahlen zu können. Hier ist die Kreditkarte dein Freund und Helfer. Als Backup bleibt nur jedem Reisenden zu empfehlen eine passende Auslandskrakenversichung abzuschliessen. Unsere z.B gilt nur für 90Tage. Da sind wir aber schon zurück in der EU – in welcher wir eh versichert sind. Es gibt weiter so einige interessante Tiere beginnend mit Bären in Rumäninen, in Armenien ist das schon der syrische Braunbär (der ist nicht so lustig), giftige Schlagen und anderes Kreuchs und Fleuchs. Aber ok was solls, die leben da halt – hohe Schuhe an, kein Essen draussen lagern, die wichtigsten Verhaltensregeln im Kopf haben wenn man Bären trifft und fertig. Somit gilt meine einzige Angst der körperlichen Unversehrtheit des Kleinen und den
  • äußeren Risiken währen der Reise: Diese sind überschaubar. Ich habe ja die Abwägung von Risiken auch in die Planung der Reiseroute mit einfliessen lassen. Krisenländer werden gemieden, oder deren kritische Regionen (Donbas, Adscharien, Berg-Karabach, Süd-Ost Anatolien, Grosstädte in der Türkei). Nicht zu 100% schützen kann man sich vor dem größten und einzigen wirklichen Punkt den ich wirklich als Risiko gelten lasse: Verkehrsunfall. In der Ukraine sind die Strassen zu schlecht um zu Rasen, aber die Rumänen fahren wie die Henker und ich habe dort viele unschöne Unfälle gesehen. Im Kaukasus wiederum fährt man ziemlich erratisch, aber im Großen und Ganzen lansam und vor allem ist die Verkehrsdichte herrlich gering. Was uns mitten drin anbetrifft heisst die Devise: Fair, langsam und gelassen. Mit dem Gurkensalat fährt man am besten 90 Km/h, nicht mehr als 250 Kilometer pro Tag und nur wenn man sich danach fühlt. Wir haben soooo viel Zeit – kein Streß ist gleich vermindertes Risiko und sowieso das oberste Ziel der Reise. Das Sichern des Kindes ist übrigens so ein Punkt für sich. Der Gurkensalat hat hinten zwei oldschool Zweipunktgurte. Keiner der namhaften Hersteller hat noch Sitze im Program die für Zweipunktgurte zertifiziert sind. Man muss also bei Ebay versuchen die entsprechenden Modelle in gutem Zustand zu finden. In unserm Falle ist das ein Maxi Cosi Priori. Das Modell hat seinerzeit gute Testresultate gehabt und macht einen guten Eindruck. Ein Restrisiko – oh Wunder – bleibt. Wir nehmen es in Kauf und hoffen auf unser gutes Karma und die Götter.
Sitzbank mit Zweipunktgurten

Sitzbank mit Zweipunktgurten

Baustellensicherung auf georgisch

  • Leo bestimmt den Rhytmus:  Wen wir schon  unserem Kleinen diese Reise ermöglichen, andere würden sagen aufzwingen, so gilt ab hier und jetzt, dass der Rhytmus von ihm abhängt. Wann wir Rasten, Fahren, Schlafen, Baden , Essen, Wandern….es wird von ihm abhägen, von seinen Bedürfnissen, Stimmungen und Befindlichkeiten. Ich glaube das ist sicher eine der Chancen und Grundideen der Elternzeit, eng mit dem Kind zu verwachsen, zu lernen ihn zu verstehen obwohl er noch nicht spricht und eins zu werden – und vor allem dem Urvertauen zu entsprechen. Da können wir nur lernen und diese Reise wird uns das erst ermöglichen. Hätten wir uns für Job und Kinderkrippe entschieden gäbe es das in dieser Form und Intensität sicher nicht.
  • Versicherungen: Ich will hier keine Werbung machen, weder für die von mir ungeliebten Versicherungsunternehen geschweige denn für eine noch viel ungeliebtere Kreditkartengebende Bank. Aber man kommt ja nicht darum herum. Wir sind durch die Barclaycard Platinum Kreditkarte weltweit 90 Tage krankenversichert und können mit ihr ebenso weltweit kostenfrei zahlen und Geld abheben. Prima ist, dass die Karten (4 Stück !) im ersten Jahr nichts kosten….Zudem sind wir noch bei der ADAC Alternative “Mobil in Deutschland”, welche als einer der wenigen Automobilclubs einen weltweiten Service anbietet zum Thema Pannenhilfe, Ersatzteilbeschaffung etc. Wie sich deratiges dann, z.B. in Armenien gestaltet….möchte ich eigentlich nicht ausprobieren
  • Ich will endlich los !!!!