Stufe 5 1467-1763Km Ivano-Frankivsk, Cernivtsi (Tschernowitz)

Zuerst mal noch ein kleiner Nachrag zu Lemberg.

Abschliessend hat uns Lemberg wirklich richtig gut gefallen. Diese Stadt sollte man gesehen haben – wir können sie hundertprozentig als Ziel für eine Städetreise empfehlen. Und diesen Eindruck hatten wir nicht allein. Wenn wir mit anderen (noch recht wenigen) Touristen ins Gespräch kamen, so waren auch sie sich alle einig: Diese Stadt ist etwas ganz besonderes, ihre Amosphäre sehr einzigartig. Man muss nicht einmal einen großen Besichtigungsplan machen. Sich einfach durch die Strassen und Gassen der komplett erhaltenen Altstadt treiben zu lassen, kann einen für Stunden beschäftigen und glücklich machen. Besonders lieben gelernt haben wir zum Schluss noch die kleine lokale Kette „Lviv Croissant“. Diese bietet etwas feil, was es in Westeuropa in dieser Art (wahrscheinlich) nicht gibt: Neben dem guten und frischen Kaffe gibt es eine tolle Auswahl an Croissants, deftig belegt oder mit Obst und Creme gefüllt – einfach köstlich!

Lviv Croissants mit Blau- und Himbeere -mmmhhh

Für die Fahrt nach Tschernowitz hatten wir uns vorgenomen, erst mal den Zustand der Strassen zu checken und dann zu entscheiden, wie weit wir dann tatsächlich fahren. Selbst die Einheimischen rieten uns nachdrücklich davon ab, Nebenstrecken zu benutzen. Überraschenderweise waren die Hauptstrassen doch mindestens ok, oft sogar gut bis sehr gut. Zudem sind die Ukrainer ein entspanntes Völckchen, was die Teilnahme am Strassenverkehr anbetrifft. Kein Drängeln, kein Überholen in schwierigen Situationen oder Schneiden (da steht uns in Rumänien ein anderer Fahrstil bevor). So zog die hügelige, teils liebliche Landschaft vorbei und flugs waren die 2 Studen bis Ivano-Frankivsk vergangen. Die Pause in dieser Stadt hat uns gezeigt, wie vielfältig dieses Land ist.

Unterwegs nach Süden: Oldschool -rauchende Schlote wie bei uns in den 60ern

Eine völlig andere Atmosphäre als in Lviv empfing uns in dieser Stadt, die nach einem der wichtigsten ukrainischen Literaten benannt wurde. Wir fühlten uns eher ein bisschen wie in einer russischen Povinzstadt. Die Stadt war nicht unfreundlich, nicht wirklich häßlich, aber sie war auch nichts, was zu einem längerem Aufenthalt einlädt. Lediglich das Rathaus ist sehenswert, eine Besonderheit im Art-Deco-Stil, wo sich auch die Touristen-Info befindet. Als wir dort fragen, wo es Toiletten gibt, scheint selbst die freundliche Dame dort überrascht, dass es tatsächlich Touristen aus dem Ausland in ihre Stadt verschlagen hat. Nach einem Kaffe geht es weiter – denn alle sind fit und wir wollen dann doch noch in das vielversprechende Tschernowitz.

Ein paar schöne Häuser in Ivano-Frankovsk gibt es durchaus.

Art-Deco, das Rathaus von Ivano-Frankovsk. Mir hat es das angetan…

Wir fahren weiter. Die Landschaft wird ein bisschen trockener, die Dörfer irgendwie wohlhabender, fast schön und lieblich zum Teil. Wir wissen, die Ukraine ist arm, aber was ist hier der Maßstab? Die meisten Menschen in dieser Gegend düften definitv nicht Not leiden. Die Gärten sind bunt, die Felder üppig und bestellt. Überall sind farbenfroh gekleidete, lachende Kinder zu sehen. Es ist eine schöne Fahrt am nördlichen Rande der Karpaten entlang, die im Dunst zu sehen sind.

Gegen späten Nachmittag kommen wir in Tschernowitz an – diese Stadt hat(te) viele Namen: Czernowitz, Tscherniwzi, Tschernowauți, Czerniowce. Alle diese Namen sind bis heute allgegenwärtig – als Inschriften im Kopfsteinpflaster der Fußgängerzone. Jeder Schritt erinnert hier an eine Stadt, die einmal mehr in der Ukraine, so vielen verschiedenen Ethnien bis zum 2. Weltkrieg eine Heimat gab. Wir machen hier wieder eine ganz andere Atmosphäre aus als in Lviv und auch eine ganz andere als in Ivano-Frankivsk. Fast südländisch, was sicher auch mit der Hitze zu tun hat. Die Menschen sind deutlich dunkler, die Frauen zeigen ihre Schönheit und flanieren auf der Hauptstrasse, die einst Herrengasse hieß und heute nach einer ukranischen Schriftstellerin benannt ist, die  Kobylyans’koi Strasse – alles wirkt ein bisschen wie im Urlaub in Italien. Besonders angenhem: Wir übernachten im Hotel Magnat Spa an dieser schönen Flaniermeile und sind mittendrin im Geschehen.

Willkommen in Tschernowitz

In der Fussgängerzone – Tschernowitz

k.u.k wohin man blickt

Ein seltener Fall, Sozialismus neben Jahrhunderwende Architektur

Der Rundgang am nächsten Tag zeigt: Auch diese Stadt ist wunderschön, kaum von Zerstörungen durch Kriege oder sozialistische Bauwut beeinträchtigt. Auch hier lebten diverse Völkerschaften friedlich nebeneinander bis der 2. Weltkrieg kam und Juden, Rumänen, Österreicher, Deutsche, Polen, Russen und Ukrainer gegen- und auseinandertrieb. Das Schicksal der mehrheitlich jüdischen Bevölkerung ist hier in der Bukowina kein anderes als in anderen Teilen der deustchen Besatzungsbeiete. Heute gibt es kein jüdisches Leben mehr….

Hier sind sogar die Pennner cool ! Zwei Originale halten einen Plausch bei Bier am Morgen.

Sehr sehenswert ist der ehemalige Sitz des Metropoliten der Bukowina, heute die Universität von Tschernowitz. Ein sehr schöner Klinkerbau (UNESCO Heritage), in dem sich Stile aus Hanse, Osmanischer Architektur und k.u.k vermischen. Welch ein Glück, hat derjenige, der in dieser Umgebung studieren darf.

Tor zu Uni in Tschernowitz. Sieht fast aus wie in Zentralasien

Uni

Uni

Leo hat es da auch sehr gut gefallen

Wir geniessen den Tag sehr, trotz brütender Hitze. Wir wissen auch: Es wird vorest unser letzter Tag in einer Stadt sein. Die nächsten Etappen werden uns eher in die Natur führen.

Auch in Tschernowitz verändert sich vieles: Neue Cafes und Kneipen enstehen mit ganz eigenem Charakter. Ganz anders als bei uns, wo sich ein bestimmtes Thema in den gentrifizierten Stadteilen durchsetzt (z.B. Retro) und von dort aus einen Siegeszug in viele andere Städte macht. So finden sich dann ähnliche Bars und Kneipen in vielen anderen Städten wieder. Mangels westlicher Inspiration ist das hier vermutlich anders. Viele Läden sind einzigartig, spielen mit traditionellen Elementen der Wiener Kaffeehaus-Kultur, mischen sich mit Folklore der Bukowina oder Galiziens und andere sind dann wieder total eigenständig. Das ist echt toll. Hoffentlich dauert es noch ein bisschen, bis die Starbucks-und San Franciso Coffee Company-Jünger hier einfallen!

Besonders gefallen und geschmeckt hat es uns zum Beispiel im Secret Kitchen in Theaternähe – das Theater ist übrigens ein architektonischer Zwilling des Stadttheaters im fränkischen Fürth. Bei Wikipedia heisst es hierzu: Die Wiener Architekten Fellner & Helmer waren ursprünglich mit den Planungen und Bau des Theaters in Tschernowitz beauftragt. Allerdings wurde der Bau wegen Finanzierungsproblemen verschoben. Kurzfristig verwendeten die Architekten die Pläne für das Fürther Theater. 1904 bis 1905 wurde dann der Bau in Tschernowitz nachgeholt. So stehen in den beiden Städten fast gleiche Theater.

Im Secret Kitchen mit herrlicher hausgemachter Limonade

Immer wieder fallen die vielen Soldaten im Stadtbild auf. Bereits schon in Ivano-Frankivs sahen wir ein Rekrutierungsbüro für eine Freiwillgenarmee „Zum Ruhme der Ukraine“. Dann wird man wieder Gewahr, in welcher Krise diese Land eigentlich steckt. Denn man merkt das im Alltag eigentlich nicht. Wenn man des Kyrillischen mächtig ist und die Sprache halbwegs interpretieren kann (ich in diesem Fall durch Russischkenntnisse und Aga durch ihr Polnisch), so ist der durch Krieg bedingte Nationalismus im Westen der Ukraine unübersehbar, sicher nicht unentschuldbar aber mir zumindest zutiefst unsympathisch. Das ist aber auch das Einzige, was ich an diesem Land zu bemängeln habe – als Gast.

Das Bild unten zeigt einen Aushang des Rekrutierungsbüros der regulären ukrainischen Armee. Sie hat große Probleme Freiwillige zu bekommen für den Kampf im Donbass, den viele junge Menschen (wie sie mir sagten) für idiotisch halten und nicht führen wollen. So locken hier vermeintlich gute Gehälter (Soldat, Schütze ca. 230€, Sergeant ca. 280€ und Leutnant ca. 310€) eher die Typen an, die im wahren Leben auch nichts auf die Reihe kriegen. Aber das Problem haben wohl viele Armeen mit Bezahlsystem :-o. Laut einem Artikel, den ich gestern las, sterben an der Front mehr ukrainische Soldaten durch Alkohol, Suizid und Unfälle, als durch Kapfhandlugen. Tragisch genug…

Suche Mitkämpfer -biete (viel?) ein ordentliches Gehalt

 

Stufe 4 1120-1467Km Lancut, Lwiw. In der Stadt der Löwen

Das Schloss Lancut (auf deutsch tatsächlich Landshut)

Das Badezimmer der Potockis hat es Jörn echt angetan

Schlossgarten

Wir kommen an die polnisch-ukrainische Grenze. Ich habe ein leicht mulmiges Gefühl… So ganz anders als am Vortag, als wir ganz entspannt in die polnische Geschichte im Schloss Łańcut eingetaucht sind. Das kennt man gar nicht mehr so richtig, dass man an der Grenze warten muss. Es lebe die EU! Die Autoschlange bewegt sich nur sehr langsam vorwärts. Dabei haben wir schon einen kleinen Grenzübergang ausgesucht, Budomierz anstatt Korczowa, um lange Wartezeiten an der Grenze zu vermeiden. Endlich. Wir sind dran. Der Grenzbeamte schaut sich unser Auto genau an. Inspiziert Fächer und Stauräume. Die Grenzer sind hier sachlich, professionell, distanziert, aber auf jeden Fall freundlich… Dennoch, das mulmige Gefühl verstärkt sich… Ich erinnere mich an die Grenzübertritte als ich noch ein kleines Mädchen war. Da gab es noch den Eisernen Vorhang; Schäferhunde und Stacheldraht an der Grenze; unüberwindbare Gräben zwischen Ost und West. Danals war noch Oberschlesien in Polen mein Zuhause und der Westen ein Paradies, in dem wir einmal im Jahr die Familie besuchen durften. „Haben Sie Waffen dabei?“ fragt der ukrainische Beamte und da wird mir wieder bewusst, dass wir in ein Land einreisen, das sich genau genommen im Kriegszustand befindet. Andere Ukrainer, die an der Grenze mit uns auf die Einreise warten, zeigen sich sehr interessiert und wollen wissen, wohin wir fahren… Wir kommen ins Gespräch – auf Polnisch, Russisch und mit Händen und Füßen. Am Ende schütteln sie lächelnd den Kopf und fragen, warum wir nicht den Flieger genommen hätten.  Wir bekommen unsere Stempel in die Pässe.

Defintiv im Osten !

Nach nur wenigen Metern auf ukrainischem Boden werden die Strassen mit jedem Meter, den wir zurück legen, schlechter. Man kommt nur im Schneckentempo voran. Strasse kann man das nicht nennen, eine Ansammlug von Schlaglöchern schon eher. Kühe laufen über das, was man hier Fahrbahn nennt. Wir überholen ein Pferdefuhrwerk. Die Dörfer, die wir durchfahren, sind arm. Bunte und gepfegte Gärten vor den einfachen Häusern zeigen jedoch, dass es sich die Menschen schön zu machen versuchen – mit den wenigen Mitteln, die sie haben. Mein mulmiges Gefühl wächst und wächst... Ich hab durchaus vieles mitgemacht: Einfaches Backpacking in Asien, simple Verhältnisse auf Kuba, Übernachtungen im Auto auf Reisen in meiner Studentenzeit – ich bin wirklich alles andere als eine Prinzessin… Aber wenn man Mama ist, ist man irgendwie nicht mehr ganz so mutig und abenteuerlustig wie früher, so geht es mir zumindest. Ich frage mich nun:  Was wollen wir hier soweit im Osten? Warum haben wir unser Kind an diesen Ort gebracht, wo es so viel Armut gibt? Kurz zweifele ich an der Route, an der Sinnhaftigkeit unserer Unternehmung… Kurz sehne ich mich nach malerischen italienischen Dörfern und gepflegten österreichischen Campingplätzen.

Nun, gut, dass Jörn schon mal hier war. Es wird besser, sobald wir in Lviv / Lwow / Lemberg sind, beruhigt er mich. Und, was soll ich sagen: Er hat Recht behalten. In der zweitgrößten ukrainischen Stadt nach Kiew habe ich mich schnell wieder gut gefühlt. Es ist eindeutig eine k.u.k.-Stadt, die einstige pulsierende Metropole an den Handelswegen zwischen Ost und West, Nord und Süd. Fast 600 Jahre lang haben hier verschiedene Völker und Kulturen friedlich zusammen gelebt: Polen, Ukrainer, Russen, Deutsche, Juden, Rumänen und Armenier. Ob das heute genauso möglich wäre? Was für ein Geschenk für eine Stadt, so viele Kulturen zu beherbergen. Die verschiedenen Einflüsse haben aus Lviv eine Kostbakeit gemacht, die die UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt hat. Bemerkenswert: Im Prinzip wurde die gesamte Bevölkerung nach dem 2. Weltkrieg „ausgetauscht“: Vor dem Krieg lebten v.a. Polen und Juden in der Stadt, heute leben hier zu 90 % Ukrainer.

Die Stadt ist nicht herausgeputzt, aber sehr gut in Schuss – und vor allem voller Leben und voller netter Menschen. Viele kleine Lädchen und Cafés laden zum Bummeln ein.

Pralles Leben in den Strassen

Hippiebus. Made in Poland

UNESCO World Heritage Site

Samstags wird auch in der Ukraine fleißig geheiratet. Lviv ist dann voller Brautpaare und dient als Kulisse für Hochzeitsfotos.

Unter ukrainischem Himmel, der sich übrigens symbolisch auch in der Landesfahne findet: Das Gelb steht für die reifen Kornfelder der Ukraine, das Blau für den Himmel.

An jeder Strassenecke in Lviv wird musiziert oder getanzt. Und: Es gibt noch keine Zaras, H&Ms und Starbucks, was wir als sehr erfrischend empfinden. Zugegeben: Die Stadt muss noch einiges tun, damit sich Touristen besser zurecht finden – so braucht es zum Beispiel mehr Beschriftungen in englischer Sprache. Aber die junge Bevölkerung, optisch kaum mehr von der in Berlin, Barcelona oder Budapest zu unterscheiden, spricht hervorragend Englisch – und wenn man fragt, dann kommt man automatisch mit den Leuten ins Gespräch. Wir bleiben hier länger als geplant, weil es so schön ist. Und der Komfort in unserem Hotel Modern Art für 30€ die Nacht inklusive Frühstück sowie das leckere und preiswerte Essen (z.B. traditionell in Puzata Hata tragen ihren Teil dazu bei. Ach ja, eines habe ich noch vergessen: Ich war noch nie in einer Stadt mit so viel Kopfsteinpflaster unterwegs – wenn man einen Buggy schiebt, kann das schon mal nerven. Die ukrainischen Frauen jedoch stören sich offenbar weniger daran: Viele von ihnen sind auf Schwindel erregenden Highheels unterwegs.

Alles andere als blumige Aussichten. Das Leben ist sicher nicht einfach hier. Aber die Sträuße finden viele Abnehmer.

Remont – das bedeuet auf russisch und polnisch einfach, dass etwas nicht funktioniert, ggf. auch mal irgendwann repariert wird. Er reapriert hier seine Fenster

Er beobachtet den Verkehr

Was ist hier los?

Die Allee vor der Oper ist immer voller Leben. Hier tragen auch diese Herren ihre Partien aus. Schach – einach ein Klassiker in der gesamten Ex-Sowjetunion. Die Zuschauer waren derart gespannt dabei, dass es knisterte…

Wohin des Weges die Damen ?

Die waren richtig cool – 2 Saxophonisten und ein Schlagzeuger rocken den Rynok Platz…

… während ein paar Meter weiter, das Setting ehr traditionell ist: Junge Leute spielen ukrainische Volksmusik. Ergreifende slawische Meldodien.

Spaß haben wir echt viel bisher 🙂

Das hätte unser Hotel sein müssen – Hotel LEOpolis !

Tip 4: Lasst Euch nicht zu sehr von der verständlichen Vorausplanung treiben. Ja, auch wir hatten einige für die erste Zeit Übernachtungen im Voraus geplant und gebucht, wie z.B das tolle Hotel hier in Lemberg. Doch spontan haben wir uns entschlossen eine Nacht länger zu bleiben – weil es einfach passt und gefällt. Da sollte immer drin sein.

Internet: Gute Seite über Lviv findet Ihr hier

 

Elternzeit und ein Roadtrip mit Baby–bescheuert?

Ein paar Gedanken zum Reisen mit einem sehr kleinen Kind

Abu Dhabi Public Beach

Abu Dhabi Public Beach

Schon seit dem Zeitpukt an dem wir wussten, dass wir Nachwuchs haben möchten, kam auch der Gedanke ins Spiel, die dann möglich werdende Elternzeit zu sinnvoll und erfüllend zu nutzten. Da es sich hier um einen Reisebericht handelt möchte ich gar nicht über das Für- und wieder der teilwiese auch noch stattlichen alimentierten Elternzeit diskutieren. Es ist jedenfalls toll dass dies ermöglicht wird. Die postiven Effekte sind ja durch den “Babyboom” in Deutschland spürbar. Auch ganz klar ist, wir profieren extrem von den Regelungen zu Elternzeit- und Geld. Und ja, wir machen Urlaub mit Steuergeldern, die wir aber auch schon zusammen seit mindestens drei Jahrzehnten brav einzahlen – fertig.

 

Für mich gab es eigentlich nur zwei Alternativen diese Zeit für uns bestmöglich zu gestalten:

  • Sechs Monate auf einer einsamen Hütte im Gebirge. Nun, ein Traum für mich – kein Handy, keine Computer, kein Konsum….nur Berge, Aga und Leo, wie herrlich. Aber wir sind eine Familie und jeder soll glücklich werden und vielleicht bin auch auch noch zu jung für die Askese. Aga liebt Reisen – wir gehen also Reisen.
  • Roadtrip to anywhere, mindestens 3 Monate, abseits der großen Routen und Touristenströme (Arbeitstitel war mal Mongolei – zu viel Strecke, zu viel Zeit im Auto)

Es ist also der Roadtrip geworden. Fast vier Monate in einem (wenn auch großen) Auto mit Baby. Wie kann das funktionieren? Was ist gut daran, was ist nicht so gut, gibt es Risiken?

Ich bin bereits mit meinen zwei älteren Söhnen, als sie noch klein waren, durch Asien gereist und seitdem weiß ich, kleine Kinder öffen Türen und Herzen. Man wird in Schlagen nach vorne gelassen, die Grenzkontrolle flutscht, der Grenzer lächelt, die Marktfrau schenkt dem Kleinen Hühnerschenkel etc. Es ist also in jedem Fall ein Vorteil ein kleines Kind auf dem Arm zu haben.

Dies ist freilich nur die Sicht des Erwachsenen, aber was ist mit dem Kind? Was meine älteren Söhne anbettriftt…ok, die waren damals schon aus dem Babyalter, haben sie noch Jahre später über die Reise geredet um um baldigste Wiederholgung gebettelt. Kinder passen sich schneller an ihre Umegbung an, haben sehr viel geringere Anprüche (z.B. an Unterkünfte) und sind mit fast immer happy wenn es Wasser, Tiere, Berge, Abwechslung gibt.

Es gibt einige wenige Blogs die sich mit dem Langzeitreisen mit Kindern und Babys befassen, so z.b: http://thefamilywithoutborders.com/our-last-trip-around-the-black-sea-2011-01-15/  Der Tenor ist grundsätzlich “machen” und auch teilweise, dass es mit Babies natürlich einfacher ist, da diese noch viel schlafen, weniger anspruchsvoll sind beim Essen etc. Das Thema war also relativ schnell abgehakt – man kann und darf (und soll ?) mit kleinen Kindern reisen.

Wie steht es mit der Verantwortung der Eltern und den damit einhergehenden Faktoren wie Essen, Hygiene, medizinische Versorgung, langes Sitzen im Auto, Kriminalität, etc?

    • Essen: Aga stillt noch und möchte auch auf der Reise noch stillen – ein Riesenvorteil. Dennoch werden wir langsam mit dem Zufüttern beginnen. Da wir ja eine Küche dabei haben wird also regelmäßg gekocht werden. Die Zutaten gibt es überall östlich von Wien frisch am Strassenrand für wenig Geld und 100% Bio aus Omas Garten. Besser geht es eigentlich nicht. Man hilft der Subsistienzwirtschaft und nebenbei sind die Sachen sehr, sehr lecker. Spätestens in Georgien sogar von einem Geschmacksfülle die ich aus Europa vorher noch gar nicht kannte. Klar, den Brei für Leo muss man Stampfen oder mixen – allen in allem kein Problem also.
Markt bei Natakhtari

Markt in Tbilisi Markt bei Natakhtari

  • Gesundheit: Nun eigentlich gilt das ja für uns alle drei, wir wollen gesund bleiben und diese Reise in vollen Zügen geniessen. Die Grundbedigungen hierfür simd hervorrragend. Wir müssen nicht arbeiten, es wird warm sein, wir können und werden uns gesund ernähren, wir bleiben im Großen und Ganzen Menschenmassen fern – nicht einmal eine erklätungsfördernde Klimaanlage haben wir.  Aber bei dem, was wir vor uns haben,  auch heiß, dann doch manchmal stressig, schmutzig und nicht immer beqeuem sein. Das Essen wird schon in Rumänien ein bisschen exotischer und die hygienischen Bedigungen sind andere als wir es aus Bayern kennen. Was uns Erwachsene anbetrifft, so wird es halt hier und da mal Verdauungsbeschwerden geben, wir werden über die Hitze fluchen und Aga wird ein Waschbedürfnis haben. Aber richtig krank werden werden wir eher nicht. Leo, ja der wird gestillt und während ich diese Zeilen schreibe ist er zum ersten Mal krank in seinem kurzen Leben, trotz Welpenschutz – ich habe ihn angesteckt mit meinem blöden Husten der aus dem Nichts kam. Babies sind meistens kurz aber heftig krank und meistens kann man nicht viel machen ausser Ruhe und Liebe geben. Sollte er also krank werden werden wir einen Gang zurück schalten and Ort und Stelle bleiben und ihn schonen. Zudem habe ich auf meinen vielen Consulting Einsätzen folgendes geleernt: Wo immer auch Du bist es gibt immer eine vernünftige medizinische Versorung (ausser in Krisengebieten) wenn Du in der glücklichen Lage bist bezahlen zu können. Hier ist die Kreditkarte dein Freund und Helfer. Als Backup bleibt nur jedem Reisenden zu empfehlen eine passende Auslandskrakenversichung abzuschliessen. Unsere z.B gilt nur für 90Tage. Da sind wir aber schon zurück in der EU – in welcher wir eh versichert sind. Es gibt weiter so einige interessante Tiere beginnend mit Bären in Rumäninen, in Armenien ist das schon der syrische Braunbär (der ist nicht so lustig), giftige Schlagen und anderes Kreuchs und Fleuchs. Aber ok was solls, die leben da halt – hohe Schuhe an, kein Essen draussen lagern, die wichtigsten Verhaltensregeln im Kopf haben wenn man Bären trifft und fertig. Somit gilt meine einzige Angst der körperlichen Unversehrtheit des Kleinen und den
  • äußeren Risiken währen der Reise: Diese sind überschaubar. Ich habe ja die Abwägung von Risiken auch in die Planung der Reiseroute mit einfliessen lassen. Krisenländer werden gemieden, oder deren kritische Regionen (Donbas, Adscharien, Berg-Karabach, Süd-Ost Anatolien, Grosstädte in der Türkei). Nicht zu 100% schützen kann man sich vor dem größten und einzigen wirklichen Punkt den ich wirklich als Risiko gelten lasse: Verkehrsunfall. In der Ukraine sind die Strassen zu schlecht um zu Rasen, aber die Rumänen fahren wie die Henker und ich habe dort viele unschöne Unfälle gesehen. Im Kaukasus wiederum fährt man ziemlich erratisch, aber im Großen und Ganzen lansam und vor allem ist die Verkehrsdichte herrlich gering. Was uns mitten drin anbetrifft heisst die Devise: Fair, langsam und gelassen. Mit dem Gurkensalat fährt man am besten 90 Km/h, nicht mehr als 250 Kilometer pro Tag und nur wenn man sich danach fühlt. Wir haben soooo viel Zeit – kein Streß ist gleich vermindertes Risiko und sowieso das oberste Ziel der Reise. Das Sichern des Kindes ist übrigens so ein Punkt für sich. Der Gurkensalat hat hinten zwei oldschool Zweipunktgurte. Keiner der namhaften Hersteller hat noch Sitze im Program die für Zweipunktgurte zertifiziert sind. Man muss also bei Ebay versuchen die entsprechenden Modelle in gutem Zustand zu finden. In unserm Falle ist das ein Maxi Cosi Priori. Das Modell hat seinerzeit gute Testresultate gehabt und macht einen guten Eindruck. Ein Restrisiko – oh Wunder – bleibt. Wir nehmen es in Kauf und hoffen auf unser gutes Karma und die Götter.
Sitzbank mit Zweipunktgurten

Sitzbank mit Zweipunktgurten

Baustellensicherung auf georgisch

  • Leo bestimmt den Rhytmus:  Wen wir schon  unserem Kleinen diese Reise ermöglichen, andere würden sagen aufzwingen, so gilt ab hier und jetzt, dass der Rhytmus von ihm abhängt. Wann wir Rasten, Fahren, Schlafen, Baden , Essen, Wandern….es wird von ihm abhägen, von seinen Bedürfnissen, Stimmungen und Befindlichkeiten. Ich glaube das ist sicher eine der Chancen und Grundideen der Elternzeit, eng mit dem Kind zu verwachsen, zu lernen ihn zu verstehen obwohl er noch nicht spricht und eins zu werden – und vor allem dem Urvertauen zu entsprechen. Da können wir nur lernen und diese Reise wird uns das erst ermöglichen. Hätten wir uns für Job und Kinderkrippe entschieden gäbe es das in dieser Form und Intensität sicher nicht.
  • Versicherungen: Ich will hier keine Werbung machen, weder für die von mir ungeliebten Versicherungsunternehen geschweige denn für eine noch viel ungeliebtere Kreditkartengebende Bank. Aber man kommt ja nicht darum herum. Wir sind durch die Barclaycard Platinum Kreditkarte weltweit 90 Tage krankenversichert und können mit ihr ebenso weltweit kostenfrei zahlen und Geld abheben. Prima ist, dass die Karten (4 Stück !) im ersten Jahr nichts kosten….Zudem sind wir noch bei der ADAC Alternative “Mobil in Deutschland”, welche als einer der wenigen Automobilclubs einen weltweiten Service anbietet zum Thema Pannenhilfe, Ersatzteilbeschaffung etc. Wie sich deratiges dann, z.B. in Armenien gestaltet….möchte ich eigentlich nicht ausprobieren
  • Ich will endlich los !!!!