Stufe 7 2582-2771Km Chilia Veche, Donaudelta, Vadu

Es war sehr heiß die letzten Tage. 35 – 40 Grad. Wir meckern aber nicht. Wenn wir es kühler gewollt hätten, hätte uns die Reise nach Norden geführt. Außerdem bieten Shopping Malls eine gute Abkühlug in den Mittagsstunden – hier kann man auch viel über Land und Leute erfahren. Und immer wieder Jörn neue Flipflops kaufen – aber dazu gleich mehr.

Ärgernis Nummer 1: Der Kühlschrank im Ford Transit spinnt ein wenig. Ärgerlich, aber irgendwie wird es schon gehen.

Ärgernis Nummer 2: Die Liste der verlorenen Dinge wird länger. Bisher ist erstens, Leos kleiner Kuschelfisch in Lviv zurück geblieben (liebe Claudia, wenn Du das hier liest: Es tut mir leid, dass ich nicht besser auf ihn aufgepasst hab…) Wir hoffen, dass inzwischen ein ukrainisches Kind darauf rumkaut. Zweitens: Jörns neue Flipflops sind irgendwo im rumänischen Bacau aus dem Auto rausgefallen. Drittens: Die neuen Flipflops, die wir für Jörn gleich nach dem Verlust neu gekauft haben, sind irgenwo zwischen Tulcea und Vadu nochmal aus dem Auto gefallen. Für diejenigen, die Jörn kennen, sei gleich gesagt: Er macht das wirklich gut – wenn Dinge weg sindWinking smile Wenn man natürlich alle paar Tage die Unterkunft wechselt, ist das Risiko einfach sehr hoch, Dinge zu verlieren; Ladekabel, Gedlbeutel oder Pässe liegen zu lassen. Aber im Großen und Ganzen passen wir auf alles sehr gut auf. Mal schauen, wie sich die Liste der verlorenen Dinge so entwickelt …

Ärgernis Nummer 3: Der Sauberkeitszustand des Gurkenasalats (inzwischen allerdings wieder auf Vordermann gebracht). Da wir im Donaudelta auf Sand- und Staubpisten unterwegs waren (manch einen Weg musste Jörn erst mit der Axt frei räumen), hat sich in jeder Ritze des Autos Staub angesammelt. Ach was, eine halbe Staub-Wüste. Es hat uns einen halben Tag gekostet, wieder alles sauber zu machen – vom Geschirrkasten über die Windelvorräte bis hin zu allen Töpfen und unserer kleinen Reisebibliothek.

Freiaxten des Weges nach Chilia Veche

So langsam sind wir drin – im Reisen. Ein paar Nächte in unserem Ford Transit “Gurkensalat” mit etwas weniger Komfort wechseln sich ab mit Nächten in mal einfacheren, mal schickeren Unterkünften. Eine der besten Unterkünfte auf unserer Reise hatten wir im Donaudelta – das Limanul Resort. Es war einfach so traumhaft dort, dass es einen eigenen Beitrag dazu geben müsste, um das zu beschreiben. Aber als kurze Zusammenfassung muss das Folgende genügen: Der Begriff Resort ist ein wenig irreführend, denn letzten Endes betreibt Anca – so heißt die Besitzerin – 12 sehr komfortable Zimmer. Die Anlage ist im regionspezifischen Stil gebaut: Schilfdach, weiß-blaue Gebäude, ein hübscher Garten, das Licht fällt zu den unterschiedlichen Tageszeiten auf eine ganz besondere Art und Weise in die Anlage. Alles fügt sich perfekt in das Dorf Chilia Veche, am nördlichen Donauarm Chilia / Kylia und in die dortige Landschaft ein. Das ganze Ensemble  ist mit sehr viel Liebe (auch zum Detail) eingerichtet worden – angefangen von Lichterkette und Blumenkästen am Spielhaus für Kinder über frische Wiesen- und Gartenblumen auf den Tischen bis hin zu einer alten Schatztruhe, die die Handtücher für den Pool bereit hält.

Chilia Veche und das Limanul Resort – unsere Heimat für wunerbare fünf Tage

Da freut sich einer über ein echtes Bett 🙂

Gekocht wird für alle Gäste mehr oder weniger das Gleiche: Immer Fisch von den Fischern im Dorf, der fangfrisch zubereitet wird. Wer will, bekommt Fleisch. Alles wird genauso gekocht und zubereitet, wie auch in den Küchen des restlichen Dorfes – einfach, und typisch für die Region. Nicht zuletzt besticht die Anlage aber durch die Menschen, die sie betreiben und dort arbeiten. Anca und ihr Team sind herzlich, nett und obwohl die Verständigung nicht mit allen einfach war, haben wir uns immer mit dem Herzen gegenseitig verstanden. Anlagen von diesem Format gibt es (noch) nicht viele in Rumänien. Wer Infrastruktur drumrum erwartet, der wird im Limanul enttäuscht sein. Schon allein die Staubpiste dorthin, ist abenteuerlich und alles andere als angenehm zu fahren – den Staub hat man nach zwei Stunden Fahrt überall: am Körper, im Auto, im Gepäck.  Abgesehen davon fährt man sich hier gerne einen Platten. Wir haben auf den 60 Kilometern vier Fahrer ihren platten Reifen wechseln gesehen. Wer es also gemütlicher mag, nimmt lieber das Boot nach Chilia Veche.

 

Limanul Resort bei Nacht

Die Anlage befindet sich mitten im Dorf – man bekommt mit, wie hart das Leben in diesem nördlichsten Teil des Donaudeltas ist, wohin sich noch nicht so viele Touristen verirren, wie in die anderen Ecken des Deltas und wo auf der anderen Donauseite, die Ukraine beginnt.

Dorfkirche in Chilia

Es ist verrückt: Wenn die Menschen aus Chilia Veche zum Beispiel zu ihren Familien ins ukrainische Kilia auf der anderen Flussseite wollen, können sie nicht einfach den Grenzfluss überqueren. Obwohl sie in Sichtweite leben, muss jeder, der auf die andere Seite will, ca. vier Stunden erst einmal nach Westen bis nach Galati fahren, dort die rumänisch-ukrainische Grenze offiziell (falls man im Bestz eines Visums ist, dies brauchen die Rumänen nämlich) überqueren und dann wieder den ganzen Weg am anderen Flussufer nach Osten zurück legen, um dann auf der gegenüber liegenden Flussseite seine Verwandetn zu besuchen. Es lebe die EU – das muss ich einmal mehr wiederholen!

Grenzpolizei auf dem Fluss. Drüben die Ukraine. Die Grenzer nehmen ihren Job sehr ernst, da hat niemand auch nur eine Minute im Liegestuhl gepennt.

Im Donaudelta haben wir die Zeit einfach genossen und viel relaxt. Natürlich waren wir auch draussen mit dem Boot im Biosphärenreservat, wo wir unter anderem Pelikane gesehen haben. Es war einfach herrlich, sie zu beobachten – die Jumbojets unter den Vögeln. Als Ehefrau eines gelernten Piloten sei mir dieses Wortspiel erlaubt. Jeder Pelikan ist eine Majestät für sich… Ach ja, und Schildkröten haben wir auch gesehen. Ich muss zugeben, ich wusste gar nicht, dass es in Europa welche gibt. Unser Skipper erzählte uns auch, wie die Fischer im Delta leben. Die Infos kamen aus erster Hand, denn der Skipper war in jungen Jahren selbst Fischer im Delta. Diese Ortskenntnis braucht man, wenn man im Delta unterwegs sein will – die Kanäle, Seen und Flüsse blden ein dichtes Labirynth aus dem ich ohne GPS nie herausfinden würde. Leo fand das Bootfahren auch toll, er quiekte vor Freude und beoachtete die Natur außenrum.

Pelikane !

Pelikan Take-off

Vögel ohne Ende…

Kormorane, selten so romantisch gesehen

Einfache Fischerhütten im Delta. Die Männer leben dort richtig dauerhaft

Wir blieben im Delta länger als geplant, weil es uns so gut gefallen hat. Das Privileg von Lagzeitreisenden. Im Limanul Ressort haben wir von einem anderen Gast einen Tipp für unsere nächste Übernachtung bekommen: ein wilder Strand in der Nähe von Vadu. An dieser Stelle will ich es kurz machen: Der Strand wunderschön, aber kein Geheimtipp mehr. Wir standen mit zig anderen Campern da, ohne sanitäre Anlagen, ohne jegliche Infrasruktur. Ist auch nicht verwunderlich: Es gibt fast 20 Millionen Rumänen und nur wenige Hunderte Kilometer Strand. Die meisten Hotels und Unterkünfte am Strand sind daher total überteuert. Im Badeort Mamaia muss man zum Beispiel Eintritt zahlen. Andere Badeorte, die noch aus der sozialistischen Retorte kommen und Venus, Neptun oder Saturn heißen, sind auch nicht besonders romantisch. Es liegt also auf der Hand, dass ein kostenloser wilder Strand campingwillige Menschen in Scharen anlockt.

Adenstimmung in Vadu – wilder Campingstrand

Abend in Vadu

Harte, nein sehr harte Arbeit. Die Ausbeute leider lächerlich

Es war aber dennoch wunderschön, zehn Meter vom Meer zu übernachten, mit den Wellengeräuschen einzuschlafen und aufzuwachen. Am nächsten Morgen gab es zuerst Ärger mit den Fischern (weil viele Zelte und auch wir im Weg standen, denn sie zogen die Boote mit einem Jeep rein und raus und brauchten entsprechend Rangierfläche), dann auch mit dem Naturparkranger, der gleich die Gandarmenrie als Verstärkung mitgebracht hat. Denn eigentlich darf man im Naturreservat nicht campen. Hm, da hätten wir auch selbst auf die Idee kommen können, aber wenn da so viele andere sind, dann… Der Ranger war sehr freundlich und korrekt. Wir räumten auch ganz schnell das Feld. Und brachen auf in Richtung Bulgarien.

Stufe 4 1120-1467Km Lancut, Lwiw. In der Stadt der Löwen

Das Schloss Lancut (auf deutsch tatsächlich Landshut)

Das Badezimmer der Potockis hat es Jörn echt angetan

Schlossgarten

Wir kommen an die polnisch-ukrainische Grenze. Ich habe ein leicht mulmiges Gefühl… So ganz anders als am Vortag, als wir ganz entspannt in die polnische Geschichte im Schloss Łańcut eingetaucht sind. Das kennt man gar nicht mehr so richtig, dass man an der Grenze warten muss. Es lebe die EU! Die Autoschlange bewegt sich nur sehr langsam vorwärts. Dabei haben wir schon einen kleinen Grenzübergang ausgesucht, Budomierz anstatt Korczowa, um lange Wartezeiten an der Grenze zu vermeiden. Endlich. Wir sind dran. Der Grenzbeamte schaut sich unser Auto genau an. Inspiziert Fächer und Stauräume. Die Grenzer sind hier sachlich, professionell, distanziert, aber auf jeden Fall freundlich… Dennoch, das mulmige Gefühl verstärkt sich… Ich erinnere mich an die Grenzübertritte als ich noch ein kleines Mädchen war. Da gab es noch den Eisernen Vorhang; Schäferhunde und Stacheldraht an der Grenze; unüberwindbare Gräben zwischen Ost und West. Danals war noch Oberschlesien in Polen mein Zuhause und der Westen ein Paradies, in dem wir einmal im Jahr die Familie besuchen durften. „Haben Sie Waffen dabei?“ fragt der ukrainische Beamte und da wird mir wieder bewusst, dass wir in ein Land einreisen, das sich genau genommen im Kriegszustand befindet. Andere Ukrainer, die an der Grenze mit uns auf die Einreise warten, zeigen sich sehr interessiert und wollen wissen, wohin wir fahren… Wir kommen ins Gespräch – auf Polnisch, Russisch und mit Händen und Füßen. Am Ende schütteln sie lächelnd den Kopf und fragen, warum wir nicht den Flieger genommen hätten.  Wir bekommen unsere Stempel in die Pässe.

Defintiv im Osten !

Nach nur wenigen Metern auf ukrainischem Boden werden die Strassen mit jedem Meter, den wir zurück legen, schlechter. Man kommt nur im Schneckentempo voran. Strasse kann man das nicht nennen, eine Ansammlug von Schlaglöchern schon eher. Kühe laufen über das, was man hier Fahrbahn nennt. Wir überholen ein Pferdefuhrwerk. Die Dörfer, die wir durchfahren, sind arm. Bunte und gepfegte Gärten vor den einfachen Häusern zeigen jedoch, dass es sich die Menschen schön zu machen versuchen – mit den wenigen Mitteln, die sie haben. Mein mulmiges Gefühl wächst und wächst... Ich hab durchaus vieles mitgemacht: Einfaches Backpacking in Asien, simple Verhältnisse auf Kuba, Übernachtungen im Auto auf Reisen in meiner Studentenzeit – ich bin wirklich alles andere als eine Prinzessin… Aber wenn man Mama ist, ist man irgendwie nicht mehr ganz so mutig und abenteuerlustig wie früher, so geht es mir zumindest. Ich frage mich nun:  Was wollen wir hier soweit im Osten? Warum haben wir unser Kind an diesen Ort gebracht, wo es so viel Armut gibt? Kurz zweifele ich an der Route, an der Sinnhaftigkeit unserer Unternehmung… Kurz sehne ich mich nach malerischen italienischen Dörfern und gepflegten österreichischen Campingplätzen.

Nun, gut, dass Jörn schon mal hier war. Es wird besser, sobald wir in Lviv / Lwow / Lemberg sind, beruhigt er mich. Und, was soll ich sagen: Er hat Recht behalten. In der zweitgrößten ukrainischen Stadt nach Kiew habe ich mich schnell wieder gut gefühlt. Es ist eindeutig eine k.u.k.-Stadt, die einstige pulsierende Metropole an den Handelswegen zwischen Ost und West, Nord und Süd. Fast 600 Jahre lang haben hier verschiedene Völker und Kulturen friedlich zusammen gelebt: Polen, Ukrainer, Russen, Deutsche, Juden, Rumänen und Armenier. Ob das heute genauso möglich wäre? Was für ein Geschenk für eine Stadt, so viele Kulturen zu beherbergen. Die verschiedenen Einflüsse haben aus Lviv eine Kostbakeit gemacht, die die UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt hat. Bemerkenswert: Im Prinzip wurde die gesamte Bevölkerung nach dem 2. Weltkrieg „ausgetauscht“: Vor dem Krieg lebten v.a. Polen und Juden in der Stadt, heute leben hier zu 90 % Ukrainer.

Die Stadt ist nicht herausgeputzt, aber sehr gut in Schuss – und vor allem voller Leben und voller netter Menschen. Viele kleine Lädchen und Cafés laden zum Bummeln ein.

Pralles Leben in den Strassen

Hippiebus. Made in Poland

UNESCO World Heritage Site

Samstags wird auch in der Ukraine fleißig geheiratet. Lviv ist dann voller Brautpaare und dient als Kulisse für Hochzeitsfotos.

Unter ukrainischem Himmel, der sich übrigens symbolisch auch in der Landesfahne findet: Das Gelb steht für die reifen Kornfelder der Ukraine, das Blau für den Himmel.

An jeder Strassenecke in Lviv wird musiziert oder getanzt. Und: Es gibt noch keine Zaras, H&Ms und Starbucks, was wir als sehr erfrischend empfinden. Zugegeben: Die Stadt muss noch einiges tun, damit sich Touristen besser zurecht finden – so braucht es zum Beispiel mehr Beschriftungen in englischer Sprache. Aber die junge Bevölkerung, optisch kaum mehr von der in Berlin, Barcelona oder Budapest zu unterscheiden, spricht hervorragend Englisch – und wenn man fragt, dann kommt man automatisch mit den Leuten ins Gespräch. Wir bleiben hier länger als geplant, weil es so schön ist. Und der Komfort in unserem Hotel Modern Art für 30€ die Nacht inklusive Frühstück sowie das leckere und preiswerte Essen (z.B. traditionell in Puzata Hata tragen ihren Teil dazu bei. Ach ja, eines habe ich noch vergessen: Ich war noch nie in einer Stadt mit so viel Kopfsteinpflaster unterwegs – wenn man einen Buggy schiebt, kann das schon mal nerven. Die ukrainischen Frauen jedoch stören sich offenbar weniger daran: Viele von ihnen sind auf Schwindel erregenden Highheels unterwegs.

Alles andere als blumige Aussichten. Das Leben ist sicher nicht einfach hier. Aber die Sträuße finden viele Abnehmer.

Remont – das bedeuet auf russisch und polnisch einfach, dass etwas nicht funktioniert, ggf. auch mal irgendwann repariert wird. Er reapriert hier seine Fenster

Er beobachtet den Verkehr

Was ist hier los?

Die Allee vor der Oper ist immer voller Leben. Hier tragen auch diese Herren ihre Partien aus. Schach – einach ein Klassiker in der gesamten Ex-Sowjetunion. Die Zuschauer waren derart gespannt dabei, dass es knisterte…

Wohin des Weges die Damen ?

Die waren richtig cool – 2 Saxophonisten und ein Schlagzeuger rocken den Rynok Platz…

… während ein paar Meter weiter, das Setting ehr traditionell ist: Junge Leute spielen ukrainische Volksmusik. Ergreifende slawische Meldodien.

Spaß haben wir echt viel bisher 🙂

Das hätte unser Hotel sein müssen – Hotel LEOpolis !

Tip 4: Lasst Euch nicht zu sehr von der verständlichen Vorausplanung treiben. Ja, auch wir hatten einige für die erste Zeit Übernachtungen im Voraus geplant und gebucht, wie z.B das tolle Hotel hier in Lemberg. Doch spontan haben wir uns entschlossen eine Nacht länger zu bleiben – weil es einfach passt und gefällt. Da sollte immer drin sein.

Internet: Gute Seite über Lviv findet Ihr hier

 

Elternzeit und ein Roadtrip mit Baby–bescheuert?

Ein paar Gedanken zum Reisen mit einem sehr kleinen Kind

Abu Dhabi Public Beach

Abu Dhabi Public Beach

Schon seit dem Zeitpukt an dem wir wussten, dass wir Nachwuchs haben möchten, kam auch der Gedanke ins Spiel, die dann möglich werdende Elternzeit zu sinnvoll und erfüllend zu nutzten. Da es sich hier um einen Reisebericht handelt möchte ich gar nicht über das Für- und wieder der teilwiese auch noch stattlichen alimentierten Elternzeit diskutieren. Es ist jedenfalls toll dass dies ermöglicht wird. Die postiven Effekte sind ja durch den “Babyboom” in Deutschland spürbar. Auch ganz klar ist, wir profieren extrem von den Regelungen zu Elternzeit- und Geld. Und ja, wir machen Urlaub mit Steuergeldern, die wir aber auch schon zusammen seit mindestens drei Jahrzehnten brav einzahlen – fertig.

 

Für mich gab es eigentlich nur zwei Alternativen diese Zeit für uns bestmöglich zu gestalten:

  • Sechs Monate auf einer einsamen Hütte im Gebirge. Nun, ein Traum für mich – kein Handy, keine Computer, kein Konsum….nur Berge, Aga und Leo, wie herrlich. Aber wir sind eine Familie und jeder soll glücklich werden und vielleicht bin auch auch noch zu jung für die Askese. Aga liebt Reisen – wir gehen also Reisen.
  • Roadtrip to anywhere, mindestens 3 Monate, abseits der großen Routen und Touristenströme (Arbeitstitel war mal Mongolei – zu viel Strecke, zu viel Zeit im Auto)

Es ist also der Roadtrip geworden. Fast vier Monate in einem (wenn auch großen) Auto mit Baby. Wie kann das funktionieren? Was ist gut daran, was ist nicht so gut, gibt es Risiken?

Ich bin bereits mit meinen zwei älteren Söhnen, als sie noch klein waren, durch Asien gereist und seitdem weiß ich, kleine Kinder öffen Türen und Herzen. Man wird in Schlagen nach vorne gelassen, die Grenzkontrolle flutscht, der Grenzer lächelt, die Marktfrau schenkt dem Kleinen Hühnerschenkel etc. Es ist also in jedem Fall ein Vorteil ein kleines Kind auf dem Arm zu haben.

Dies ist freilich nur die Sicht des Erwachsenen, aber was ist mit dem Kind? Was meine älteren Söhne anbettriftt…ok, die waren damals schon aus dem Babyalter, haben sie noch Jahre später über die Reise geredet um um baldigste Wiederholgung gebettelt. Kinder passen sich schneller an ihre Umegbung an, haben sehr viel geringere Anprüche (z.B. an Unterkünfte) und sind mit fast immer happy wenn es Wasser, Tiere, Berge, Abwechslung gibt.

Es gibt einige wenige Blogs die sich mit dem Langzeitreisen mit Kindern und Babys befassen, so z.b: http://thefamilywithoutborders.com/our-last-trip-around-the-black-sea-2011-01-15/  Der Tenor ist grundsätzlich “machen” und auch teilweise, dass es mit Babies natürlich einfacher ist, da diese noch viel schlafen, weniger anspruchsvoll sind beim Essen etc. Das Thema war also relativ schnell abgehakt – man kann und darf (und soll ?) mit kleinen Kindern reisen.

Wie steht es mit der Verantwortung der Eltern und den damit einhergehenden Faktoren wie Essen, Hygiene, medizinische Versorgung, langes Sitzen im Auto, Kriminalität, etc?

    • Essen: Aga stillt noch und möchte auch auf der Reise noch stillen – ein Riesenvorteil. Dennoch werden wir langsam mit dem Zufüttern beginnen. Da wir ja eine Küche dabei haben wird also regelmäßg gekocht werden. Die Zutaten gibt es überall östlich von Wien frisch am Strassenrand für wenig Geld und 100% Bio aus Omas Garten. Besser geht es eigentlich nicht. Man hilft der Subsistienzwirtschaft und nebenbei sind die Sachen sehr, sehr lecker. Spätestens in Georgien sogar von einem Geschmacksfülle die ich aus Europa vorher noch gar nicht kannte. Klar, den Brei für Leo muss man Stampfen oder mixen – allen in allem kein Problem also.
Markt bei Natakhtari

Markt in Tbilisi Markt bei Natakhtari

  • Gesundheit: Nun eigentlich gilt das ja für uns alle drei, wir wollen gesund bleiben und diese Reise in vollen Zügen geniessen. Die Grundbedigungen hierfür simd hervorrragend. Wir müssen nicht arbeiten, es wird warm sein, wir können und werden uns gesund ernähren, wir bleiben im Großen und Ganzen Menschenmassen fern – nicht einmal eine erklätungsfördernde Klimaanlage haben wir.  Aber bei dem, was wir vor uns haben,  auch heiß, dann doch manchmal stressig, schmutzig und nicht immer beqeuem sein. Das Essen wird schon in Rumänien ein bisschen exotischer und die hygienischen Bedigungen sind andere als wir es aus Bayern kennen. Was uns Erwachsene anbetrifft, so wird es halt hier und da mal Verdauungsbeschwerden geben, wir werden über die Hitze fluchen und Aga wird ein Waschbedürfnis haben. Aber richtig krank werden werden wir eher nicht. Leo, ja der wird gestillt und während ich diese Zeilen schreibe ist er zum ersten Mal krank in seinem kurzen Leben, trotz Welpenschutz – ich habe ihn angesteckt mit meinem blöden Husten der aus dem Nichts kam. Babies sind meistens kurz aber heftig krank und meistens kann man nicht viel machen ausser Ruhe und Liebe geben. Sollte er also krank werden werden wir einen Gang zurück schalten and Ort und Stelle bleiben und ihn schonen. Zudem habe ich auf meinen vielen Consulting Einsätzen folgendes geleernt: Wo immer auch Du bist es gibt immer eine vernünftige medizinische Versorung (ausser in Krisengebieten) wenn Du in der glücklichen Lage bist bezahlen zu können. Hier ist die Kreditkarte dein Freund und Helfer. Als Backup bleibt nur jedem Reisenden zu empfehlen eine passende Auslandskrakenversichung abzuschliessen. Unsere z.B gilt nur für 90Tage. Da sind wir aber schon zurück in der EU – in welcher wir eh versichert sind. Es gibt weiter so einige interessante Tiere beginnend mit Bären in Rumäninen, in Armenien ist das schon der syrische Braunbär (der ist nicht so lustig), giftige Schlagen und anderes Kreuchs und Fleuchs. Aber ok was solls, die leben da halt – hohe Schuhe an, kein Essen draussen lagern, die wichtigsten Verhaltensregeln im Kopf haben wenn man Bären trifft und fertig. Somit gilt meine einzige Angst der körperlichen Unversehrtheit des Kleinen und den
  • äußeren Risiken währen der Reise: Diese sind überschaubar. Ich habe ja die Abwägung von Risiken auch in die Planung der Reiseroute mit einfliessen lassen. Krisenländer werden gemieden, oder deren kritische Regionen (Donbas, Adscharien, Berg-Karabach, Süd-Ost Anatolien, Grosstädte in der Türkei). Nicht zu 100% schützen kann man sich vor dem größten und einzigen wirklichen Punkt den ich wirklich als Risiko gelten lasse: Verkehrsunfall. In der Ukraine sind die Strassen zu schlecht um zu Rasen, aber die Rumänen fahren wie die Henker und ich habe dort viele unschöne Unfälle gesehen. Im Kaukasus wiederum fährt man ziemlich erratisch, aber im Großen und Ganzen lansam und vor allem ist die Verkehrsdichte herrlich gering. Was uns mitten drin anbetrifft heisst die Devise: Fair, langsam und gelassen. Mit dem Gurkensalat fährt man am besten 90 Km/h, nicht mehr als 250 Kilometer pro Tag und nur wenn man sich danach fühlt. Wir haben soooo viel Zeit – kein Streß ist gleich vermindertes Risiko und sowieso das oberste Ziel der Reise. Das Sichern des Kindes ist übrigens so ein Punkt für sich. Der Gurkensalat hat hinten zwei oldschool Zweipunktgurte. Keiner der namhaften Hersteller hat noch Sitze im Program die für Zweipunktgurte zertifiziert sind. Man muss also bei Ebay versuchen die entsprechenden Modelle in gutem Zustand zu finden. In unserm Falle ist das ein Maxi Cosi Priori. Das Modell hat seinerzeit gute Testresultate gehabt und macht einen guten Eindruck. Ein Restrisiko – oh Wunder – bleibt. Wir nehmen es in Kauf und hoffen auf unser gutes Karma und die Götter.
Sitzbank mit Zweipunktgurten

Sitzbank mit Zweipunktgurten

Baustellensicherung auf georgisch

  • Leo bestimmt den Rhytmus:  Wen wir schon  unserem Kleinen diese Reise ermöglichen, andere würden sagen aufzwingen, so gilt ab hier und jetzt, dass der Rhytmus von ihm abhängt. Wann wir Rasten, Fahren, Schlafen, Baden , Essen, Wandern….es wird von ihm abhägen, von seinen Bedürfnissen, Stimmungen und Befindlichkeiten. Ich glaube das ist sicher eine der Chancen und Grundideen der Elternzeit, eng mit dem Kind zu verwachsen, zu lernen ihn zu verstehen obwohl er noch nicht spricht und eins zu werden – und vor allem dem Urvertauen zu entsprechen. Da können wir nur lernen und diese Reise wird uns das erst ermöglichen. Hätten wir uns für Job und Kinderkrippe entschieden gäbe es das in dieser Form und Intensität sicher nicht.
  • Versicherungen: Ich will hier keine Werbung machen, weder für die von mir ungeliebten Versicherungsunternehen geschweige denn für eine noch viel ungeliebtere Kreditkartengebende Bank. Aber man kommt ja nicht darum herum. Wir sind durch die Barclaycard Platinum Kreditkarte weltweit 90 Tage krankenversichert und können mit ihr ebenso weltweit kostenfrei zahlen und Geld abheben. Prima ist, dass die Karten (4 Stück !) im ersten Jahr nichts kosten….Zudem sind wir noch bei der ADAC Alternative “Mobil in Deutschland”, welche als einer der wenigen Automobilclubs einen weltweiten Service anbietet zum Thema Pannenhilfe, Ersatzteilbeschaffung etc. Wie sich deratiges dann, z.B. in Armenien gestaltet….möchte ich eigentlich nicht ausprobieren
  • Ich will endlich los !!!!