Stufe 9 3092-3482 Km Bulgarien der Rest: Veliko Tarnovo, Tryavna, Zlatograd

Unsere letzte Nacht in Bulgarien erwartet uns. Morgen geht es weiter nach Griechenland. Zeit, ein Fazit über Bulgarien zu ziehen. Landschaftlich betrachtet ist das Land sehr vielseitig: Es gibt viele Berge, das Schwarze Meer, steppenartige Landschaften, herrliche Laubwälder und im Süden wird es dann sehr mediterran. Auch einige Städte sind sehr sehenswert, wenn auch hier der sozialististische Langzeitherrscher Todor Schivkov sein Bestes gegeben hat, diese generalstabsmässig umzubauen.

So ist zum Beispiel die von uns besuchte Stadt Veliko Tarnovo, eine frühere Hauptstadt Bulagriens, sicher einen Besuch für ein, zwei Tage wert. Mit ihren Häusern aus der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt (vgl. Renaissance im westlichen Europa) und einem Straßenzug, in dem alte Handwerkskunst lebendig ist. Auch die imposante Burganlage lädt zu einem Besuch ein, der sich lohnt.

Veliko Tarnovo

Veliko Tarnovo – Die Burganlage

Auf dem Weg zur Burg

Veliko Tarnovo – Die Altstadt

Ulitsa(Strasse) Prolet – bei uns wäre das die Fühlingsstaße.

Ebenso gefallen hat uns Tryavna am Nordrand des Balkangebirges – auch hier haben traditionelle Häuser aus der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt überlebt.

Sehr schön: geschlossener Stadtkern – Tryanva

Stadtplatz Tryavna

Sokolski Kloster bei Tryavna

Diese Stadt eignet sich auch gut als Ausgangspunkt für Ausflüge – zum Beispiel in das Freilichtmuseum Etar, wo alte Mühlen und Webereien noch genauso funktioniern wie früher. Dieses Freilichtmuseum gehört definitiv zu den Highlights einer Bulgarienreise.

Freilichtmuseum Etar

Freilichtmuseum Etar

Wie ein Schildkrötenpanzer und typisch für die Region – Dachschindeln aus großen Steinplatten. Ich frage mich, wie das statisch funktioniert…

Alte Mühlentechnik – alles fuktioniert, das ist echt spannend

Etar

Jörn hat sich schon ewig darauf gefreut, hat der doch einen Narren gefressen an den seltsamen Auswüchsen sozialistischer Erinnerungskultur: Das Buzludzha-Monument (oder: Busludscha), auch bekannt als das bulgarische UFO. Auf den Betrachter wirkt es schon von weitem mindestens skurill, wenn nicht befremdlich und fast schon dystopisch. Ein Bauwerk wie eine Fata-Morgana, so weit oben auf dem Gipfel des Balkan-Berges Chadschi Dimitar auf etwa 1400m. Eine Untertasse in der Schule des Brutalismus, die verfällt und immer mehr zur Ruine wird, mitten in der Natur. Wie seltsam für uns, die meist nur Gipfelkreuze und Skilifte auf den Gipfeln in der Heimat kennen.

Annäherung an einen unwirklichen Ort

Buzludzha „Prunktreppe“

Buzludzha – Vor dem verschlossenen Eingang

So sah es 1981 bei der Fertigstellung im Inneren aus

Das Denkmal wurde zu Ehren der sozialistischen Bewegung Bulgariens gebaut und ist das größte ideologisch motivierte Denkmal des Landes. Angeblich konnte man den rot erlechteten Stern aus Rubinglas im Turm  von der Donau bis zu den Rhodopen sehen – der Berg ist ziemlich genau in der Mitte des Landes. Der Bau des Monstrums hat damals ein Vermögen gekostet. Das Geld hätte man meiner Meinung nach, bestimmt auch besser anlegen können. Zu diesem Stück sozialistischer Architektur gibt es inzwischen ganze Foren in Internet. Nicht zuletzt deshalb, weil das Gebäude seit 1989 vor sich hin rottet und in einen immer schlechteren Zustand verfällt.

Buzludzha – Überall Grafitti

Im Herzen des Ufo – Zerstörung und sterbende Mosaike

Im Herzen des Ufo – Zerstörung und sterbende Mosaike

Die Helden der Revolution – der Ort ist so schräg, dass man nur noch staunt

Links war Todor Shivkov, der wurde noch nach der Wende entfernt

Mit dem System zerfielen auch seine Ruhmessymbole….Der Eintritt ist eigentlich wegen drohender Einsturzgefahr verboten. Jörn musste natürlich trotzdem reinklettern und Fotos machen. Aber genau dieser Umstand verlieht diesem Ort eine Aura des Verbotenen und macht es dadurch für viele noch attraktiver. Wer mutig ist und das Risiko liebt, wird weiterhin versuchen reinzukommen, um das, was vom Reichtum der Innenausstattung übrig blieb, zu bestaunen: Marmorböden, aufwendige Mosaiken und sozialistischen Schnickschnack. Irgendjemand mauert bzw. betoniert die Zugänge immer wieder zu. Aber wer rein will, findet immer einen Weg. An diesem Ort jedenfalls haben wir bisher die meisten ausländischen Touristen getroffen.

Proletarier aller Länder vereinigt Euch ! Der Dom der Untertasse

Weniger ausländische Touristen hingegen trafen wir in Zlatograd – einer kleinen Stadt an der Grenze zur Griechenland. Nun, diese Stadt, die auch ein paar schmucke Wiedergeburts-Häuser aufweist, muss man eigentlich nicht gesehen haben. Die Landschaft drumherum, die Rhodopen, ist allerdings wunderschön. Irgendwie gar nicht mehr europäisch… Hinzu kommt, dass in dieser Gegend viele Türken wohnen. Ein ganz anderes Stück Bulgarien eben. Für uns zwei letzte Tage in friedlicher bulgarischer Natur, mit leckerem Essen zu unschlagbaren Preisen

Zlatograd in den Rhodopen, umgeben von toller Natur

Was Bulgarien sonst noch als Reiseland ausmacht? Das Land ist noch relativ günstig zu bereisen – zumindest für Touristen aus Deutschland. Übernachtungen, Restaurantbesuche sind preiswert. Die Supermarktpreise und die sonstigen Lebenshaltungskosten sind allerdings so hoch wie bei uns. Immer wieder haben wir uns gefragt, wie die Einheimischen das Leben meistern, mit ihren Durschnittseinkommen von 400 Euro im Monat. Eine Antwort haben wir nicht gefunden…Das der Alltag aber eben nicht so rosig ist, haben uns die vielen verlassenen Dörfer gezeigt: Hunderttausende von Bulgaren haben ihre Heimat verlassen, um in den westlichen EU-Ländern besser bezahlte Arbeit zu finden. Eine Bulgare sagte, dass dies die eigentliche Tragödie des Landes ist: Die Flucht und das Streben ganzer Dörfer und halber Städte. Manchmal hinterlässt diese Entwicklung einen herben Beigeschmack auf unserer Reise durch dieses Land. Ebenso sind die sonst auch sehr freundlichen Bulgaren ausgerechnet im Tourismusgeschäft zum Teil kühl, manchmal auch einfach schlicht unfreundlich. Bei Menschen, die einen Großteil ihres Lebens in der Dienstleistungswüste des Sozialismus (oder dem, was er hier sein sollte) verbracht haben, könen wir das ja noch verstehen. Aber müssen diese Menschen dann an der Rezeption eines Hotels sitzen? Noch einmal – Bulgarien hätte viel, sehr viel Potential, aber was daraus gemacht wird, ist leider teilwiese völlig unzureichend oder auch völlig planlos. Die Leute scheinen dies zu spüren – latente Resignation ist immer wieder wahrnehmbar…

Grotesk: Fast zeitgleich, als wir das mit der Bevölkrungsabnahme mitbekommen, erfahren wir auch, dass immer mehr deutsche Senioren, die von ihrer Rente in Deutschland mehr schlecht als recht überleben, neuerdings in Bulgarien ihren Lebensabend verbringen. Ist nicht ganz so weit wie Thailand und der Kulturkreis nicht ganz so fremd… Nun ja, die einen gehen, die anderen kommen – mal schauen, wie sich das weiter entwickelt.

 

Stufe 4 1120-1467Km Lancut, Lwiw. In der Stadt der Löwen

Das Schloss Lancut (auf deutsch tatsächlich Landshut)

Das Badezimmer der Potockis hat es Jörn echt angetan

Schlossgarten

Wir kommen an die polnisch-ukrainische Grenze. Ich habe ein leicht mulmiges Gefühl… So ganz anders als am Vortag, als wir ganz entspannt in die polnische Geschichte im Schloss Łańcut eingetaucht sind. Das kennt man gar nicht mehr so richtig, dass man an der Grenze warten muss. Es lebe die EU! Die Autoschlange bewegt sich nur sehr langsam vorwärts. Dabei haben wir schon einen kleinen Grenzübergang ausgesucht, Budomierz anstatt Korczowa, um lange Wartezeiten an der Grenze zu vermeiden. Endlich. Wir sind dran. Der Grenzbeamte schaut sich unser Auto genau an. Inspiziert Fächer und Stauräume. Die Grenzer sind hier sachlich, professionell, distanziert, aber auf jeden Fall freundlich… Dennoch, das mulmige Gefühl verstärkt sich… Ich erinnere mich an die Grenzübertritte als ich noch ein kleines Mädchen war. Da gab es noch den Eisernen Vorhang; Schäferhunde und Stacheldraht an der Grenze; unüberwindbare Gräben zwischen Ost und West. Danals war noch Oberschlesien in Polen mein Zuhause und der Westen ein Paradies, in dem wir einmal im Jahr die Familie besuchen durften. „Haben Sie Waffen dabei?“ fragt der ukrainische Beamte und da wird mir wieder bewusst, dass wir in ein Land einreisen, das sich genau genommen im Kriegszustand befindet. Andere Ukrainer, die an der Grenze mit uns auf die Einreise warten, zeigen sich sehr interessiert und wollen wissen, wohin wir fahren… Wir kommen ins Gespräch – auf Polnisch, Russisch und mit Händen und Füßen. Am Ende schütteln sie lächelnd den Kopf und fragen, warum wir nicht den Flieger genommen hätten.  Wir bekommen unsere Stempel in die Pässe.

Defintiv im Osten !

Nach nur wenigen Metern auf ukrainischem Boden werden die Strassen mit jedem Meter, den wir zurück legen, schlechter. Man kommt nur im Schneckentempo voran. Strasse kann man das nicht nennen, eine Ansammlug von Schlaglöchern schon eher. Kühe laufen über das, was man hier Fahrbahn nennt. Wir überholen ein Pferdefuhrwerk. Die Dörfer, die wir durchfahren, sind arm. Bunte und gepfegte Gärten vor den einfachen Häusern zeigen jedoch, dass es sich die Menschen schön zu machen versuchen – mit den wenigen Mitteln, die sie haben. Mein mulmiges Gefühl wächst und wächst... Ich hab durchaus vieles mitgemacht: Einfaches Backpacking in Asien, simple Verhältnisse auf Kuba, Übernachtungen im Auto auf Reisen in meiner Studentenzeit – ich bin wirklich alles andere als eine Prinzessin… Aber wenn man Mama ist, ist man irgendwie nicht mehr ganz so mutig und abenteuerlustig wie früher, so geht es mir zumindest. Ich frage mich nun:  Was wollen wir hier soweit im Osten? Warum haben wir unser Kind an diesen Ort gebracht, wo es so viel Armut gibt? Kurz zweifele ich an der Route, an der Sinnhaftigkeit unserer Unternehmung… Kurz sehne ich mich nach malerischen italienischen Dörfern und gepflegten österreichischen Campingplätzen.

Nun, gut, dass Jörn schon mal hier war. Es wird besser, sobald wir in Lviv / Lwow / Lemberg sind, beruhigt er mich. Und, was soll ich sagen: Er hat Recht behalten. In der zweitgrößten ukrainischen Stadt nach Kiew habe ich mich schnell wieder gut gefühlt. Es ist eindeutig eine k.u.k.-Stadt, die einstige pulsierende Metropole an den Handelswegen zwischen Ost und West, Nord und Süd. Fast 600 Jahre lang haben hier verschiedene Völker und Kulturen friedlich zusammen gelebt: Polen, Ukrainer, Russen, Deutsche, Juden, Rumänen und Armenier. Ob das heute genauso möglich wäre? Was für ein Geschenk für eine Stadt, so viele Kulturen zu beherbergen. Die verschiedenen Einflüsse haben aus Lviv eine Kostbakeit gemacht, die die UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt hat. Bemerkenswert: Im Prinzip wurde die gesamte Bevölkerung nach dem 2. Weltkrieg „ausgetauscht“: Vor dem Krieg lebten v.a. Polen und Juden in der Stadt, heute leben hier zu 90 % Ukrainer.

Die Stadt ist nicht herausgeputzt, aber sehr gut in Schuss – und vor allem voller Leben und voller netter Menschen. Viele kleine Lädchen und Cafés laden zum Bummeln ein.

Pralles Leben in den Strassen

Hippiebus. Made in Poland

UNESCO World Heritage Site

Samstags wird auch in der Ukraine fleißig geheiratet. Lviv ist dann voller Brautpaare und dient als Kulisse für Hochzeitsfotos.

Unter ukrainischem Himmel, der sich übrigens symbolisch auch in der Landesfahne findet: Das Gelb steht für die reifen Kornfelder der Ukraine, das Blau für den Himmel.

An jeder Strassenecke in Lviv wird musiziert oder getanzt. Und: Es gibt noch keine Zaras, H&Ms und Starbucks, was wir als sehr erfrischend empfinden. Zugegeben: Die Stadt muss noch einiges tun, damit sich Touristen besser zurecht finden – so braucht es zum Beispiel mehr Beschriftungen in englischer Sprache. Aber die junge Bevölkerung, optisch kaum mehr von der in Berlin, Barcelona oder Budapest zu unterscheiden, spricht hervorragend Englisch – und wenn man fragt, dann kommt man automatisch mit den Leuten ins Gespräch. Wir bleiben hier länger als geplant, weil es so schön ist. Und der Komfort in unserem Hotel Modern Art für 30€ die Nacht inklusive Frühstück sowie das leckere und preiswerte Essen (z.B. traditionell in Puzata Hata tragen ihren Teil dazu bei. Ach ja, eines habe ich noch vergessen: Ich war noch nie in einer Stadt mit so viel Kopfsteinpflaster unterwegs – wenn man einen Buggy schiebt, kann das schon mal nerven. Die ukrainischen Frauen jedoch stören sich offenbar weniger daran: Viele von ihnen sind auf Schwindel erregenden Highheels unterwegs.

Alles andere als blumige Aussichten. Das Leben ist sicher nicht einfach hier. Aber die Sträuße finden viele Abnehmer.

Remont – das bedeuet auf russisch und polnisch einfach, dass etwas nicht funktioniert, ggf. auch mal irgendwann repariert wird. Er reapriert hier seine Fenster

Er beobachtet den Verkehr

Was ist hier los?

Die Allee vor der Oper ist immer voller Leben. Hier tragen auch diese Herren ihre Partien aus. Schach – einach ein Klassiker in der gesamten Ex-Sowjetunion. Die Zuschauer waren derart gespannt dabei, dass es knisterte…

Wohin des Weges die Damen ?

Die waren richtig cool – 2 Saxophonisten und ein Schlagzeuger rocken den Rynok Platz…

… während ein paar Meter weiter, das Setting ehr traditionell ist: Junge Leute spielen ukrainische Volksmusik. Ergreifende slawische Meldodien.

Spaß haben wir echt viel bisher 🙂

Das hätte unser Hotel sein müssen – Hotel LEOpolis !

Tip 4: Lasst Euch nicht zu sehr von der verständlichen Vorausplanung treiben. Ja, auch wir hatten einige für die erste Zeit Übernachtungen im Voraus geplant und gebucht, wie z.B das tolle Hotel hier in Lemberg. Doch spontan haben wir uns entschlossen eine Nacht länger zu bleiben – weil es einfach passt und gefällt. Da sollte immer drin sein.

Internet: Gute Seite über Lviv findet Ihr hier

 

Elternzeit und ein Roadtrip mit Baby–bescheuert?

Ein paar Gedanken zum Reisen mit einem sehr kleinen Kind

Abu Dhabi Public Beach

Abu Dhabi Public Beach

Schon seit dem Zeitpukt an dem wir wussten, dass wir Nachwuchs haben möchten, kam auch der Gedanke ins Spiel, die dann möglich werdende Elternzeit zu sinnvoll und erfüllend zu nutzten. Da es sich hier um einen Reisebericht handelt möchte ich gar nicht über das Für- und wieder der teilwiese auch noch stattlichen alimentierten Elternzeit diskutieren. Es ist jedenfalls toll dass dies ermöglicht wird. Die postiven Effekte sind ja durch den “Babyboom” in Deutschland spürbar. Auch ganz klar ist, wir profieren extrem von den Regelungen zu Elternzeit- und Geld. Und ja, wir machen Urlaub mit Steuergeldern, die wir aber auch schon zusammen seit mindestens drei Jahrzehnten brav einzahlen – fertig.

 

Für mich gab es eigentlich nur zwei Alternativen diese Zeit für uns bestmöglich zu gestalten:

  • Sechs Monate auf einer einsamen Hütte im Gebirge. Nun, ein Traum für mich – kein Handy, keine Computer, kein Konsum….nur Berge, Aga und Leo, wie herrlich. Aber wir sind eine Familie und jeder soll glücklich werden und vielleicht bin auch auch noch zu jung für die Askese. Aga liebt Reisen – wir gehen also Reisen.
  • Roadtrip to anywhere, mindestens 3 Monate, abseits der großen Routen und Touristenströme (Arbeitstitel war mal Mongolei – zu viel Strecke, zu viel Zeit im Auto)

Es ist also der Roadtrip geworden. Fast vier Monate in einem (wenn auch großen) Auto mit Baby. Wie kann das funktionieren? Was ist gut daran, was ist nicht so gut, gibt es Risiken?

Ich bin bereits mit meinen zwei älteren Söhnen, als sie noch klein waren, durch Asien gereist und seitdem weiß ich, kleine Kinder öffen Türen und Herzen. Man wird in Schlagen nach vorne gelassen, die Grenzkontrolle flutscht, der Grenzer lächelt, die Marktfrau schenkt dem Kleinen Hühnerschenkel etc. Es ist also in jedem Fall ein Vorteil ein kleines Kind auf dem Arm zu haben.

Dies ist freilich nur die Sicht des Erwachsenen, aber was ist mit dem Kind? Was meine älteren Söhne anbettriftt…ok, die waren damals schon aus dem Babyalter, haben sie noch Jahre später über die Reise geredet um um baldigste Wiederholgung gebettelt. Kinder passen sich schneller an ihre Umegbung an, haben sehr viel geringere Anprüche (z.B. an Unterkünfte) und sind mit fast immer happy wenn es Wasser, Tiere, Berge, Abwechslung gibt.

Es gibt einige wenige Blogs die sich mit dem Langzeitreisen mit Kindern und Babys befassen, so z.b: http://thefamilywithoutborders.com/our-last-trip-around-the-black-sea-2011-01-15/  Der Tenor ist grundsätzlich “machen” und auch teilweise, dass es mit Babies natürlich einfacher ist, da diese noch viel schlafen, weniger anspruchsvoll sind beim Essen etc. Das Thema war also relativ schnell abgehakt – man kann und darf (und soll ?) mit kleinen Kindern reisen.

Wie steht es mit der Verantwortung der Eltern und den damit einhergehenden Faktoren wie Essen, Hygiene, medizinische Versorgung, langes Sitzen im Auto, Kriminalität, etc?

    • Essen: Aga stillt noch und möchte auch auf der Reise noch stillen – ein Riesenvorteil. Dennoch werden wir langsam mit dem Zufüttern beginnen. Da wir ja eine Küche dabei haben wird also regelmäßg gekocht werden. Die Zutaten gibt es überall östlich von Wien frisch am Strassenrand für wenig Geld und 100% Bio aus Omas Garten. Besser geht es eigentlich nicht. Man hilft der Subsistienzwirtschaft und nebenbei sind die Sachen sehr, sehr lecker. Spätestens in Georgien sogar von einem Geschmacksfülle die ich aus Europa vorher noch gar nicht kannte. Klar, den Brei für Leo muss man Stampfen oder mixen – allen in allem kein Problem also.
Markt bei Natakhtari

Markt in Tbilisi Markt bei Natakhtari

  • Gesundheit: Nun eigentlich gilt das ja für uns alle drei, wir wollen gesund bleiben und diese Reise in vollen Zügen geniessen. Die Grundbedigungen hierfür simd hervorrragend. Wir müssen nicht arbeiten, es wird warm sein, wir können und werden uns gesund ernähren, wir bleiben im Großen und Ganzen Menschenmassen fern – nicht einmal eine erklätungsfördernde Klimaanlage haben wir.  Aber bei dem, was wir vor uns haben,  auch heiß, dann doch manchmal stressig, schmutzig und nicht immer beqeuem sein. Das Essen wird schon in Rumänien ein bisschen exotischer und die hygienischen Bedigungen sind andere als wir es aus Bayern kennen. Was uns Erwachsene anbetrifft, so wird es halt hier und da mal Verdauungsbeschwerden geben, wir werden über die Hitze fluchen und Aga wird ein Waschbedürfnis haben. Aber richtig krank werden werden wir eher nicht. Leo, ja der wird gestillt und während ich diese Zeilen schreibe ist er zum ersten Mal krank in seinem kurzen Leben, trotz Welpenschutz – ich habe ihn angesteckt mit meinem blöden Husten der aus dem Nichts kam. Babies sind meistens kurz aber heftig krank und meistens kann man nicht viel machen ausser Ruhe und Liebe geben. Sollte er also krank werden werden wir einen Gang zurück schalten and Ort und Stelle bleiben und ihn schonen. Zudem habe ich auf meinen vielen Consulting Einsätzen folgendes geleernt: Wo immer auch Du bist es gibt immer eine vernünftige medizinische Versorung (ausser in Krisengebieten) wenn Du in der glücklichen Lage bist bezahlen zu können. Hier ist die Kreditkarte dein Freund und Helfer. Als Backup bleibt nur jedem Reisenden zu empfehlen eine passende Auslandskrakenversichung abzuschliessen. Unsere z.B gilt nur für 90Tage. Da sind wir aber schon zurück in der EU – in welcher wir eh versichert sind. Es gibt weiter so einige interessante Tiere beginnend mit Bären in Rumäninen, in Armenien ist das schon der syrische Braunbär (der ist nicht so lustig), giftige Schlagen und anderes Kreuchs und Fleuchs. Aber ok was solls, die leben da halt – hohe Schuhe an, kein Essen draussen lagern, die wichtigsten Verhaltensregeln im Kopf haben wenn man Bären trifft und fertig. Somit gilt meine einzige Angst der körperlichen Unversehrtheit des Kleinen und den
  • äußeren Risiken währen der Reise: Diese sind überschaubar. Ich habe ja die Abwägung von Risiken auch in die Planung der Reiseroute mit einfliessen lassen. Krisenländer werden gemieden, oder deren kritische Regionen (Donbas, Adscharien, Berg-Karabach, Süd-Ost Anatolien, Grosstädte in der Türkei). Nicht zu 100% schützen kann man sich vor dem größten und einzigen wirklichen Punkt den ich wirklich als Risiko gelten lasse: Verkehrsunfall. In der Ukraine sind die Strassen zu schlecht um zu Rasen, aber die Rumänen fahren wie die Henker und ich habe dort viele unschöne Unfälle gesehen. Im Kaukasus wiederum fährt man ziemlich erratisch, aber im Großen und Ganzen lansam und vor allem ist die Verkehrsdichte herrlich gering. Was uns mitten drin anbetrifft heisst die Devise: Fair, langsam und gelassen. Mit dem Gurkensalat fährt man am besten 90 Km/h, nicht mehr als 250 Kilometer pro Tag und nur wenn man sich danach fühlt. Wir haben soooo viel Zeit – kein Streß ist gleich vermindertes Risiko und sowieso das oberste Ziel der Reise. Das Sichern des Kindes ist übrigens so ein Punkt für sich. Der Gurkensalat hat hinten zwei oldschool Zweipunktgurte. Keiner der namhaften Hersteller hat noch Sitze im Program die für Zweipunktgurte zertifiziert sind. Man muss also bei Ebay versuchen die entsprechenden Modelle in gutem Zustand zu finden. In unserm Falle ist das ein Maxi Cosi Priori. Das Modell hat seinerzeit gute Testresultate gehabt und macht einen guten Eindruck. Ein Restrisiko – oh Wunder – bleibt. Wir nehmen es in Kauf und hoffen auf unser gutes Karma und die Götter.
Sitzbank mit Zweipunktgurten

Sitzbank mit Zweipunktgurten

Baustellensicherung auf georgisch

  • Leo bestimmt den Rhytmus:  Wen wir schon  unserem Kleinen diese Reise ermöglichen, andere würden sagen aufzwingen, so gilt ab hier und jetzt, dass der Rhytmus von ihm abhängt. Wann wir Rasten, Fahren, Schlafen, Baden , Essen, Wandern….es wird von ihm abhägen, von seinen Bedürfnissen, Stimmungen und Befindlichkeiten. Ich glaube das ist sicher eine der Chancen und Grundideen der Elternzeit, eng mit dem Kind zu verwachsen, zu lernen ihn zu verstehen obwohl er noch nicht spricht und eins zu werden – und vor allem dem Urvertauen zu entsprechen. Da können wir nur lernen und diese Reise wird uns das erst ermöglichen. Hätten wir uns für Job und Kinderkrippe entschieden gäbe es das in dieser Form und Intensität sicher nicht.
  • Versicherungen: Ich will hier keine Werbung machen, weder für die von mir ungeliebten Versicherungsunternehen geschweige denn für eine noch viel ungeliebtere Kreditkartengebende Bank. Aber man kommt ja nicht darum herum. Wir sind durch die Barclaycard Platinum Kreditkarte weltweit 90 Tage krankenversichert und können mit ihr ebenso weltweit kostenfrei zahlen und Geld abheben. Prima ist, dass die Karten (4 Stück !) im ersten Jahr nichts kosten….Zudem sind wir noch bei der ADAC Alternative “Mobil in Deutschland”, welche als einer der wenigen Automobilclubs einen weltweiten Service anbietet zum Thema Pannenhilfe, Ersatzteilbeschaffung etc. Wie sich deratiges dann, z.B. in Armenien gestaltet….möchte ich eigentlich nicht ausprobieren
  • Ich will endlich los !!!!